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"Nicht in der Erkenntnis liegt das Glück, sondern im Erwerben der Erkenntnis"
...meine Libyan Challenge 2009
Ich lehne an einer Felswand und blicke auf ein unglaubliches Panorama: etwa 40 Meter vor mir stürzt das mit schwarzen Bruchsteinen bedeckte Plateau in die Tiefe, darunter öffnet sich ein weites Tal, das Richtung Norden in der Ferne auf eine orange leuchtende Dünenkette zufließt. Richtung Osten bauen die dunklen Sedimentschichten in sanften Formen ein Plateau bis auf Augenhöhe, zackige Felsen setzen sich als Krone auf die Formation.
Meine Hände massieren das rechte Fußgewölbe und tasten vorsichtig die Mittelfußknochen ab. Bis vor wenigen Momenten stapfte ich ein wenig erschöpft aber zuversichtlich durch den Akakus, ein Gebirge der Sahara im Südwesten Libyens. Mit einem Schritt war alles anders. Schmerzen machen es unmöglich den rechten Fuß zu belasten.
Am Anfang ...
51 Stunden zuvor war ich gemeinsam mit 114 anderen ErlebnisläuferInnen durch den Startbogen der Libyan Challenge gelaufen. Ein relaxter Start, wie auch der vorangegangene Anpassungstag im Camp nahe dem Wüstenstädtchens Ghat. Das Feld zieht sich rasch in die Länge. Die Topleute galoppieren mit ca. 12-14 km/h über das steinige Tal, die letzten traben nicht einmal halb so schnell los.
Uwe und ich wollen so lange wie möglich beisammen bleiben und finden bei ca. 8km/h unseren Rhythmus bis zum ersten großen Anstieg auf die 1.041m des Col d´Awis. Checkpoint 1 (CP1) erwartet uns erst bei km 27,2, also habe ich alle 4,5 Liter Wasser, die zur Verfügung standen bei mir. Gemeinsam mit der Pflichtausrüstung, Verpflegung und meinen eigenen 85 kg hebt jeder Schritt ca. 102 kg Richtung Passübergang. Ich habe traditionell ein paar kcal mehr im Rucksack als die meisten anderen, wenngleich nicht ganz die geschätzten 20.000 kcal die ich im Zuge der Veranstaltung verbrennen werde.
Wir wollen am ersten Tag CP3 bei km 72,3 erreichen und bei CP 2 eine (ausgiebige) Essenspause einlegen. Den Einbruch der Dunkelheit erwarten wir um ca. 20:00, was uns aber nicht weiter beunruhigt, denn laut Briefing sollte die Navigation zwischen CP2 und CP3 einfach und auch in der Nacht gut machbar sein. Ich erreiche CP3 um 24:00, eine Stunde später – nach Verpflegung und Besuch beim Fußdoctor, der sich um eine dicke Blase unter dem linken großen Zehenballen kümmert – liege ich unter einem dicht bestückten Sternenhimmel in meinem Schlafsack ... Danke.
Abschied von Wingman Uwe
Zum Tagesanbruch präsentiert sich der Akakus von seiner schönsten Seite. Felsen, die in der Morgensonne glühen, Dünen, die weiche Schatten auf die eigenen Flanken zeichnen, ... Ich fotografiere Uwe unter einem Steinbogen. Wir sind seit 6:00 auf den Beinen und wollen heute Nacht CP6 bei km 135 erreichen. Es ist allerdings das letzte Mal, dass ich meinen "Wingman" auf der Strecke spreche und verliere ihn 8 km später auch aus den Augen, da ich sein Tempo nicht halten kann.
Alleine und doch nicht ...
Der Untergrund wechselt zwischen Sand und Geröll und außer direkt am CP4 sehe ich keinen Menschen weit und breit. Ich verschmelze mit meiner Umgebung und schlängle mich zwischen Hügeln aus schwarzen Bruchsteinen durch ein kleines Tal hoch. Aus dem goldenen Sand wachsen karge Sträucher und strohige Gräser empor. Die Spuren lassen vermuten, dass sich hier neben den Skarabäen kleine Säugetiere und Echsen tummeln. Ein Moula-Moula flattert unruhig von Strauch zu Strauch und hüpft durch den Sand, als wollte er mir den Weg weisen. Bei den Touareg gilt der kleine, schwarz-weiße Vogel als Glücksbringer. Ich vertraue trotzdem lieber auf die GPS-Peilung und lande schließlich an einer Klippe, etwa 100 Meter über einem sandig gelben Tal. Hier sollte irgendwo ein Pfad hinab führen ...
"I know how you feel", ...
kommentiert Rebecca aus Australien von hinten meinen Seufzer. Steter Wind bläst uns auf der Sandpiste entgegen und macht das Vorankommen noch schwieriger. Rebecca Ist gemeinsam mit ihrem Freund Cameron unterwegs. Ihr kleiner Satz verändert tatsächlich mein Empfinden, lässt mich kräftiger fühlen und wieder etwas besser vorankommen. Wenig später springt der Kameramann des US-Teams aus einem Wagen "You are looking good" ... was meint er jetzt? Meine modische Wüstenhaube? ... oder gar meine Körpersprache? Er schafft es jedenfalls, mich wieder zum Laufen zu bringen und die Dünetten im Sonnenuntergang so richtig auszukosten ... es macht plötzlich wieder unglaublichen Spaß ...
Nachtflug
Das Wettrennen zu CP5 (km 116,6) gewinnt die Dunkelheit, für die letzten 500m muss ich doch noch die Stirnlampe aus dem Rucksack holen und verpasse damit auch, die Grotte mit den Höhlenmalereien bei Tageslicht zu sehen. Bis 24:00 stehen Essen, Trinken, Fußpflege und eine Runde Schlaf auf dem Programm, dann geht's weiter durch die Nacht Richtung CP6 bei km 135. Unstimmigkeiten meines GPS führen mich dabei vorerst auf einige Irr- und Umwege, nach dem Motto "zurück zum letzten bekannten Punkt" finde ich auch wieder auf den rechten Weg zurück, treffe etwas später auf den zweiten Österreicher Hans und Jens aus Sachsen und checke immerhin noch vor Sonnenaufgang bei CP6 ein.
Für heute hatte ich ruhige 37km geplant, etwa die Hälfte der bisherigen Tagespensen, um dann mit Anbruch des letzten zur Verfügung stehenden Tages die finalen Kilometer durch die goldenen Dünen im Sonnenlicht genießen zu können. Aber nach knapp 10 km zwingt mich mein Fuß also an den Felsen.
Erkenntnis
Ich schlüpfe wieder in den Schuh und probiere es weiter, aber das Fußgewölbe hält das Körpergewicht nur unter starken Schmerzen ... das kann´s doch nicht gewesen sein! ... nicht einmal ein Viertel vor dem Ziel ... oder doch?
Ich erinnere mich an Gedanken des letzten Herbstes: "wann ist es richtig stehen zu bleiben?" – jetzt? Ich denke auch an Heidi, die sich im vorigen Jahr in Marokko trotz Medikamenten mit unmenschlichen Schmerzen ins Ziel geschleppt hatte und ich denke an meinen Wahlspruch für dieses Abenteuer: "Nicht in der Erkenntnis liegt das Glück, sondern im Erwerben der Erkenntnis". Ist das meine Erkenntnis, nicht am vorgegebenen Ziel festzuhalten, sondern meinem Körper zu folgen?
Michel bietet mir Hilfe an. Wir plaudern, schwärmen über die Landschaft und machen ein gemeinsames Erinnerungsfoto bevor er nur unwillig alleine weiterzieht. Er wird im CP7 Bescheid geben, dass ich Probleme habe, aber niemand sollte sich Sorgen machen, auch wenn ich für die nächsten 2 km noch eineinhalb Stunden brauchen dürfte ... So kommt es dann auch: Ich bin dankbar, den Abstieg zu CP7 mit eigener Kraft zu schaffen und beende dort nach kurzer Nachdenkpause das Rennen: keine Schmerzmittel, kein Risiko für meine Gesundheit und kein Risiko für die Organisationscrew, mich aus irgendeiner misslichen Lage retten zu müssen.
Die anderen Gewinner
Die beiden Schnellsten Sébastien Chaineau/FRA und Guillaume Le Normand/FRA absolvierten die 187 km in sensationellen 29:54 Std., an dritter Stelle lief die beste Frau (Alexandra Rousset/FRA) nach 31:21h durch den Zielbogen. Der letzte (Mohamed Albaka Alfacy/LIB) kam nach 75:31h in Ziel. Von den 115 StarterInnen aus 15 Nationen verdienten sich 93 ihr Finisher-Shirt und die Erinnerungsmedaille, davon 11 Frauen und 82 Männer. Die 187 km sind übrigens gemessene Luftlinien zwischen den mit GPS-Koordinaten angegebenen Wegpunkten, die tatsächliche Wegstrecke der Libyan Challenge dürfte bei rund 200km liegen.
Die Libyan Challenge ...
ist ein "Footrace" durch den Akakus, ein Gebirge in der Sahara Süd-West-Libyens. Die Strecke ist mit GPS-Koordinaten von 101 Wegpunkten definiert und beträgt ca. 200km (186,876 km Luftlinie zwischen den Wegpunkten). 9 Checkpoints, an denen Wasser und medizinische Versorgung zur Verfügung stehen sowie zwei weitere Kontrollpunkte sind zu passieren. Das Rennen wird in der Nacht nicht gestoppt. Einen Cut off gibt es bei km 135 nach 52 Std., Zielschluss ist nach 80 Std.
Neben 7.000 kcal Verpflegung muss jeder Teilnehmer folgende Pflichtausrüstung mittragen: Rucksack, Schlafsack, Kompass, GPS + Ersatzbatterien, Lampe + Ersatzbatterien, Feuerzeug, Taschenmesser, Vakuumpumpe, Desinfektionsmittel, Signalspiegel, Salztabletten o.ä., Signalpfeife, Rettungsdecke.
Infos: www.libyanchallenge.com
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Donauinsel, Floridsdorfer Brücke, es ist 5 Uhr, bei ebensovielen Minusgraden. Im Laternenschein strahlen die weiß angezuckerten Wege und Wiesen, die Donau fließt ruhig vor sich hin, über die Neue Donau beginnt sich eine dünne Haut aus Eis zu legen. Drei Lauffreunde steigen aus einem Kleinwagen, schultern ihre Laufrucksäcke, posieren für ein Foto und verabschieden sich von ihren Begleiterinnen. Dann verschwinden sie laufend Richtung Norden..
Seit knapp zwei Jahren kreiste die Idee in meinem Kopf: ein Lauf rund um Wien, der die schönsten Laufstrecken am Wiener Stadtrand verbindet. Stück für Stück fügten sich die Streckenabschnitte auf meinem tischgroßen Wienplan zusammen, bis auch die letzten Lücken geschlossen waren. Meiner Einladung zur Pilotausgabe von "rund um wien" als Trainingslauf folgten meine Marathon-des-Sables-Zeltkollegen Uwe aus Tübingen und Thomas aus Stuttgart, um die Verpflegung kümmerten sich unsere "besseren Hälften" Marcela und Ulrike.
Mit Sonnenaufgang treffen wir beim ersten Checkpoint in Aderklaa ein. Der Marchfeldkanalweg liegt hinter uns, ebenso wie drei unsanfte "Absitzer" (1x Uwe, 2x ich) auf zugefrorenen Pfützen. Die ersten Bestellungen an unserer mobilen Verpflegsstelle sind "dicke Suppe", "dünne Suppe", "Tee" und "Weißbrot", alles bestens vorbereitet.
Während uns auf dem nächsten Kilometer Richtung Süden linkerhand die Sonne als oranger Ball begleitet kämpfen wir mit gefühllos gefrorenen Fingern und dem eisig-rutschigen Terrain. Bis zum nächsten Kurzhalt in der Esslinger Furt wird mein Trainingsrückstand deutlich. Einen Riegel "lutschend" überlege ich, wie ich ein Fahrrad organisieren könnte, um Uwe und Thomas den Weg bis ins Ziel zu weisen, schließlich rettet mich die nächste Bestellung aus dem Kofferraum: "dicke Suppe", "dünne Suppe", "Weißbrot", "Banane" und "heißes Wasser" um die Trinkflasche am Bauchgurt wieder aufzufüllen.
Die Stimmung ist bestens, auch bei Marcela und Ulrike, die ohne Ortskenntnis die vereinbarten Checkpoints mit Hilfe von Navi und Stadtplan punktgenau anfahren und den Überblick über die 8 Thermosflaschen, 2 Wärmeboxen und zahlreichen weiteren Körbe und Päckchen im Kofferaum und auf der Rücksitzbank bewahren. Hier, am Eingang in die Lobau begegnen uns auch erstmals mehrere Frischluftfreaks: Nordic WalkerInnen, LäuferInnen und Familien, die den Vormittag für einen Spaziergang nutzen.
Bereits am Vorabend hatte ich mich für den einfachsten Weg durch die Lobau entschieden; jedesmal, wenn ich hier war, hatte ich den Ausgang zum "Waluliso-Steg" über die Neue Donau suchen müssen und auch heute klappt es nicht auf´s erste Mal ... eine Kleinigkeit im Vergleich zur nun kommenden Überraschung: Der Steg liegt - offensichtlich in Winterruhe - in Teilen zerlegt im Eiswasser ... nach kurzer Beratung fordern wir unser Verpflegungsmobil an und lassen uns ans andere Ufer beim Kraftwerk Freudenau bringen.
Während wir auf den ersten Marathon zulaufen, werden meine Beine immer härter und schwerer, der Blick in die kleinen Wellen der Schwechat und später der Liesing bringen ein wenig Ablenkung, hauptsächlich habe ich aber Uwe und Tom vor mir im Blick, die ihr Tempo scheinbar immer noch nach Belieben variieren können. Um die beiden durch die späteren Waldpassagen führen zu können steige ich bei ca. km 55 ins Auto und laufe bis zum Gütenbachtor nur stückweise auf den schwieriger zu findenden Passagen. Uwe und Tom halten durch, obwohl die Kälte zunehmend zehrt.
Vor der Route um den Lainzer Tiergarten wird wieder ordentlich verpflegt. Mittlerweile finden wir Gefallen an Schokokuchen, Nüssen und Bananen, für mich bleiben die Suppen allerdings klarer Tagesfavorit. Nach der Pause und dem ca. 7 km-Dispens geht es mir wieder deutlich besser, auch wenn der Boden wieder schwieriger wird: Ein uneben-ruppig, eisiger Feldweg mit den bereits bekannt spiegelblanken Pfützen, bevor es auf die etwas weicheren Waldpassagen durch den Diebsgraben geht. Beim Blick über den Laabersteig Berg beginnt sich schließlich die Sonne zu verabschieden, am Abstieg zum Glasgraben - für mich eine der schönsten Passagen - kommt die Stirnlampe wieder zum Einsatz. Die Temperaturen sinken nochmals - wir diskutieren über "gefühlte minus 14°C" - die Eisplatten unter dem frisch aufgezuckerten Schneepulver werden immer schlechter lesbar...
Beim nächsten Checkpoint in Auhof wird nicht lange diskutiert. Wir lassen es für dieses Mal sein und beenden nach ca. 12 Stunden und rund 80 km (ca. 3/4 der geplanten 105 km) unseren Trainingslauf "rund um Wien".
- Kälte zehrt!
- Man muss wissen wann man aufhört.
- Auch 3/4 sind nur eine halbe Sache.
Danke an Marcela und Ulrike, unser perfektes Betreuerteam!
PS: das nächste Mal gibt's "Rund um Wien" im August 2009, voraussichtlich ab 20xx als offen ausgeschriebener Ultralauf.
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Gratulation an Werner zum erfolgreichen finishen beim Jay Ultra XC 2008 an der kanadischen Grenze in Nord-Vermont (USA). Berggipfel, mehr als 5km im Fluß laufen, Sümpfe und Biber-Damm Durchquerungen, Schlammlöcher, Sanddünen und jede Menge Gestrüpp-Pfade und verschlammte, steile Waldpfade zeichnen diesen Extrem-Ultra aus (wurde ab 2010 nicht mehr fortgesetzt)
Fotos von diesem extremen Ultramarathon:
Öffentliche Galerie von Steve Wolfe , US (teilw.):
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Haarbacher-Alm ... Kaitel-Alm ... Raffner-Alm ... Unternberg-Alm ... Simandlmais-Alm ... Brander-Alm ... Röthelmoos-Almen ... Jochberg-Alm ... Grundbach-Alm ... Bischofsfelln-Alm ... Gleichenberg-Alm ... Gleichenberg-Alm ... Hocherb-Alm ... Farnböden-Alm ... Felln-Alm ... Eschelmoos-Alm ... Längauer-Alm ...
Von Alm zu Alm führen die „Chiemgauer 100" über 4'400 Höhenmeter und 100 Kilometer auf gut laufbaren Forststraßen, malerischen Singletrails, saftigen Almwiesen, steilen Schipisten und schwierig zu steigenden steinigen Ab- und Aufstiegen.
Auch wenn ich mich zu einem "Ultra-Greenhorn" zähle, als Erlebnisläufer habe ich nach dem Wallis-Supermarathon und dem Marathon des Sables wieder einen Volltreffer bei der Auswahl einer Veranstaltung gelandet: freundschaftlich – familiäre Atmosphäre, durchdachte Organisation, perfekte Verpflegungsstationen mit Helfern, die "mitlebten" und eine selektive, bestens markierte und wunderschöne Streckenführung durch eine großartige Berglandschaft.
al(m) dente
Gestartet wurde bereits am Vorabend des Laufes mit Pasta "al dente" und einem knappen aber informativen Briefing von Veranstalter Giselher Schneider, losgelaufen wurde dann nach einer kurzen Nacht um 5 Uhr im Waldstadion von Ruhpolding.
Almprolog
Die ersten 26 km um den Rauschberg und über die Kaitelalm wieder nach Ruhpolding gingen mit 550 Höhenmetern + eher gemütlich dahin, ich lief gemeinsam mit meinen MDS-Zeltkumpanen Claudia und Uwe und mit einem Schnitt von rund 9 km/h schneller als erwartet. Der Veranstalter hatte diese erste Schleife als "Prolog" bezeichnet und schon bald wurde klar warum: auf den nächsten 5 km galt es weitere 650 Höhenmeter auf den Unternberg (K 31) zu überwinden, über Forstwege, Waldwege und Schipisten, die auch vom Untergrund zunehmend schwieriger wurden.
Almorama
Nach einem Bergabstück durch den Wald ließ ich Claudia und Uwe bei der Brander Alm ziehen. Die nächsten 2,5 km brachten wieder Singletrails; anfangs noch durch den Wald, bald über ein Feld mit Latschen und Geröll, bis 500m weiter oben ein Plateau oberhalb der Hörndlwand (K 37) einen unglaublichen Panoramablick auf die Berchtesgadener Alpen über die Loferer Steinberge bis zur Firnpyramide des Großvenedigers und den Wänden des Wilden Kaisers frei gab. Die Kulisse und zwei Becher Wasser – vom Verpflegungsteam eigenhändig in Kanistern hochgetragen – rechtfertigten eine kurze Pause vor dem Abstieg und wie sich zeigten sollte, war es goldrichtig, den Beinen kurze Erholung zu gönnen.
Infernalm
750 Höhenmeter ging es auf 3 km Wegstrecke hinab ins Röthelmoos (K 40), durchwegs auf engen und steilen Pfaden, die sich über Abhänge hinunter schlängelten und selbst meinen "Contragrip"-Sohlen sicheren Halt verwehrten. Für so manchen Rechner unter den Teilnehmern hieß es spätestens ab hier: "Plan B", denn mit fast einer Stunde für 3 km abwärts hatte vorher niemand gerechnet. Bereits bei km 40 kam der Gedanke auf: "Beine abnehmen, ins Eck stellen und selbst in die Wiese legen," Kartoffeln, Kuchen, Brühe & Cola und eine kurze Pause an der Verpflegungsstation gaben mir allerdings ausreichend Kraft zum Weiterlaufen.
saftige Alm
Der nächste Aufstieg führte auf die Jochbergalm (K 46) und durch eine Kuhherde über saftige Almwiesen weiter auf den Hochsattel, auf dessen Rückseite sich in der Mittagssonne eine malerische Senke öffnete, an deren Rand ein schmaler, steiniger Weg eine Höhenlinie in die Landschaft zeichnete. Hier ging es entlang zur Grundbach- und Bischofsfelln-Alm. Dann wieder ein Abstieg, der an jenen ins Röthelmoos erinnerte - die Steine liegen diesmal aber fester und der Tritt ist wesentlich besser - und über einen Forstpfad nach Kohlstatt. Die letzten Kilometer vor Kohlstatt ist die Strecke erstmals bevölkert, die MountainbikerInnen und Wanderer sind fast durchwegs gut gelaunt, manche feuern an oder zeigen gar ihren Respekt. Bei Kohlstatt (K 55) wird wieder ordentlich verpflegt, denn auf den nächsten 2,5 km warten wieder ca. 400 Höhenmeter über steile Wiesen zur Bergwachthütte und Mittelstation am Fuß des Hochfelln. Dann geht's dafür wieder über gut laufbare 10 km nach Maria Eck (K 66) und weiter nach Egg (K 74).
Stalltrieb
Nach dem Motto "man muss wissen, wann Schluss ist", entscheide ich mich hier für den Abzweiger auf die verkürzte 80 km Schleife (3'450 HM) und lasse den Hochfelln einen schönen Berg sein. Spätestens beim Abstieg wäre ich in die Dunkelheit gekommen und nachdem ich nicht weiß, welches Gelände mich auf dem Hochfelln erwartet, fällt mir diese Entscheidung nicht schwer. Die Stirnlampe, Zusatzkleidung, Rettungsdecke und Notration Riegel, die in meinem 10-Liter Leichtrucksack mitlaufen, bleiben also ungebraucht. Erleichtert über die Entscheidung, auf 80 km zu verkürzen, jubeln auch meine Oberschenkel, genau gesagt mein Quadrizeps und der eine oder andere Adduktorenstrang. Fast euphorisch nehmen sie auf den letzten Kilometern wieder das Starttempo auf und tragen mich zurück ins Ruhpoldinger Waldstadion, wo ich nach 14:18 über die Ziellinie laufe.
Finalme
Jeder Einzelne wird auf dem Weg durch die Zielkurve von den bereits Anwesenden mit Applaus empfangen. Claudia und Uwe erwarten mich auf der Ziellinie, sie waren 14 Minuten zuvor eingelaufen. Bei mir macht sich ein Gefühlsmix aus Freude und Dankbarkeit breit ... darüber, diesen Tag erlebt haben zu können für das Naturerlebnis und die Begegnungen, Dankbarkeit auch gegenüber den Helfern und Organisator Giselher ... und schließlich kommt auch ein wenig Stolz über das Geschaffte auf.
Links
www.chiemgauer100.de (Veranstaltungsseite)
http://wstreaming.zdf.de/zdf/veryhigh/080720_sport_mon.asx (ZDF-Bericht)
Fotos
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Wie üblich bei diesen Marathons, geht es meist in den frühen Morgenstunden los, um genauer zu sein: Um 06:08 war für mich Start und ich lief mit einigen Anderen ein bescheidenes Tempo – schließlich soll ja auch trainiert werden, gehetzt wird man wo anders.
Leider meinte es das Wetter heute nicht so ganz gut mit uns und wir durften bei Regen los laufen oder eben Wandern, je nachdem was man vor hatte. Ich lief und lief und überlegte bei jedem Schritt ob ich die Regenjacke aus dem Rucksack holen sollte – gegen 9:30 war ich so nass, das es schon egal war, also lief ich pitschnass, aber trotzdem gut gewärmt weiter. Eine runde Stunde später gab es sogar noch Sonnenschein, der bis in den Nachmittag hinein anhielt.
Gleich zu Beginn ging´s erstmal nach Ceske Velenice, also auf tschechisches Gebiet um unmittelbar nachher zurück nach Österreich Richtung Blockheide zu laufen. Naturlehrpfade ohne Ende, Wackelsteine jenseits der 20 Tonnen und – darum auch der Name – riesige Steinblöcke mitten in der Landschaft. Hier her zu kommen lohnt sich IMMER, dazu braucht es keine offizielle Veranstaltung. Gut, wir – das heißt ich und die anderen Teilnehmer - kamen aber diesmal eben wegen des Marathons nach Gmünd und nicht um mal eine Runde durch den Malerwinkel oder auf einem der Lehrpfade zu gehen.
Nach knappen 35 Kilometern auf Waldwegen mit etlichen Wurzeltreppen, teilweise auf Bundes- und Forststraßen ging es langsam aber sicher wieder zurück Richtung Gmünd. Noch einmal durch die Blockheide bis rauf zum Aussichtsturm, dann wieder runter, und eben durch die Stadt wieder zum Zielbereich.
Wer naturbelassene Landschaft mag, der sollte sich einmal hier her verirren. Egal ob kurze Spaziergänge oder etwas weitere Wanderungen, ich nehme an, das Jeder auf seine Rechnung kommt.
Neben dem Regen hatten auch relativ viele Teilnehmer ihre liebe Not mit der Streckenmarkierung, die zum Teil schlecht sichtbar angebracht war, oder teilweise sogar gänzlich fehlte. So kam es, das nicht nur ich einige Ehrenrunden einlegen musste und die Marathondistanz ( von mir ) um knappe 3,5Km überschritten wurde – und ja, ich gebe auch zu, dass ein Teil dieser Zusatzkilometer wegen Unachtsamkeit ausnahmslos auf meine Kappe gehen.
Mein Resümee:
- Die Streckenführung war definitiv TOP und könnte in dieser Ecke des Landes vermutlich nicht besser gewählt werden, die Markierung hingegen ist, ...na, sagen wir´s mal salopp: Ausbaufähig.
Eckdaten:
- 45,37 wunderschöne Kilometer
- Bruttozeit: 6:48:57
- Höhenmeter: 1'687
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... war mein Zweiter, den ich dort absolvierte. Noch bevor es an den Start ging, bemerkte man, dass sich die Veranstalter viel Mühe gaben und nichts dem Zufall überlassen wollten. Bereits auf der Hauptstraße war bestens ausgeschildert, wo es zum Startgelände ging. Die Anmeldung wie immer unbürokratisch, schnell, keinerlei Wartezeit ... und um 7:01 Uhr gings für mich schon los.
Das übliche bergauf – bergab und nach 4,9 km war schon die erste Labestation erreicht. Die Strecke selbst wird seit beginn der Veranstaltung jedes Jahr geändert, manchmal mehr – manchmal aber auch weniger.....diesmal dürfte es etwas mehr gewesen sein, da ich mich an so gut wie nichts erinnern kann. Persönlich hatte ich jedenfalls den Eindruck, das sie schöner, aber auch weniger selektiv war. Entlang von wunderschönen Waldwegen, Forst- und Wirtschaftswegen, kurzzeitig auch auf der Strasse, galt es den Rundkurs zu absolvieren.
Eine Frage beschäftigte aber heute wohl alle Teilnehmer viel mehr, als die nach der Strecke: Wird das Wetter halten?
Je später es wurde, desto grauer zeigte sich auch der Himmel, am späten Vormittag regnete es dann kurzzeitig, aber es reichte nicht aus um irgendwen zu motivieren, seine Regensachen auszupacken – 5 Minuten später war es dann auch schon wieder vorbei, darüber hinaus war es auch recht warm, sodass die paar Tropfen eher als angenehm empfunden wurden. Nach etlichen Anstiegen, ebenso vielen Abstiegen und 6 gut bestückten Labestationen erreichte ich dann das Ziel. Da ich die Nacht zuvor kaum geschlafen habe, verzichtete ich schweren Herzens auf das kulinarische Verwöhnprogramm im Zielbereich und fuhr sofort nach Hause. Als ich dort ankam, öffnete der Himmel seine Schleusen und es regnete als gäbe es kein morgen mehr ... und es regnet immer noch.
Mein Resümee zum heutigen Wandertag:
- Schöne Strecke, die weniger mit Ausblicken, aber dafür umso mehr mit der Führung bestach
- Wie schon voriges Jahr absolut empfehlenswert und aufgrund der vielen Nebenbewerbeauch bestens als Ziel für einen Familienausflug geeignet
- Von allen mitgemachten Wanderung die am besten Beschilderte – absolut „verirrsicher"
Eckdaten:
- 40,74 empfehlenswerte Kilometer
- Nettozeit: 6:02:02
- Höhenmeter: 1'536
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Ich habe diesen Sonntag doch tatsächlich beim 25. Vienna City Marathon - Anker Halbmarathon verbracht. Es war mein erster offizieller Bewerb überhaupt den ich LAUFEND absolviert habe. Ich bin tatsächlich 21,1 km GELAUFEN!
Es war ein tolles Erlebnis und ich kann nur schwärmen!
Das Startsignal habe ich zwar auf der Toilette sitzend erlebt, dank Chip wird die Zeitnehmung ja auch netto aufgezeichnet und so hat sich mein "kleines Service" auch noch als kluger Schachzug herausgestellt. Bei strahlendem Sonnenschein und guter Stimmung mischte ich mich unter 30.071 andere TeilnehmerInnen.
Bei der ersten Verpflegungsstation verwechselte ich das Trinkwasser mit dem Schweißschwammwasser und nach 5 km hat dann auch das Ziehen in den Schienbeinen nachgelassen. Fast wäre ich auf einer Bananenschale ausgerutscht und konnte anschließend das Seitenstechen gerade noch abfangen.
Die lange Gerade bis nach Schönbrunn wollte in der Hitze kein Ende nehmen, nach einer Rechtskurve ging es dann aber stetig bergab. Am Ring und besonders vor der Oper wurde dann noch ordentlich Stimmung gemacht und so kam ich in guter Verfassung am Heldenplatz auf Fußballrasen ins Ziel.
Beim Stöbern in den Ergebnislisten konnte ich herausfinden, dass alle unsere Teammitglieder, die an drei verschiedenen Bewerben teilgenommen hatten, gut ins Ziel gekommen sind!
Ich gratuliere allen und hoffe, dass wir bald wieder so zahlreich an einer Veranstaltung teilnehmen werden.
Auch das anschließende Treffen mit meiner Familie war ein gelungener Abschluss für eine toll organisierte Veranstaltung!
+++ Vicky Hofbauer +++
Langes Baden, eine ausgiebige Mahlzeit und die Füße hoch lagern, das war nachher zu Hause noch die Devise!
Keep on walking, keep on running
alles Liebe!
Eure Vicky
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23. Marathon des Sables, 28. März - 7. April 2008
Ich weiß noch nicht so richtig, in welche Kategorie ich diese Lauf- und Erlebniswoche in der marokkanischen Sahara einstufen soll ... und ich habe Zweifel, dass ich das Erlebte auch nur annähernd in Worte fassen kann.
Trocken-sachlich kann man sagen: ca. 245 km in 6 Etappen mit Eigenversorgung durch die marokkanische Sahara. Die Organisation stellt täglich ein Biwak mit 8er-Berberzelten, Checkpoints im Abstand von ca. 8 - 12 km, Wasser (10,5l /Tag, die im Biwak bzw. an den Checkpoints ausgegeben werden) und medizinische Versorgung. Im Rucksack sind neben einer schmalen Liste mit Pflichtmaterial mindestens 2.000 kcal Verpflegung pro Tag... Die Strecke ist in einem Roadbook beschrieben, dazu gibt's eine Karte mit Peilungen zwischen den Wegpunkten und zum Drüberstreuen regelmäßig gut sichtbare Markierungen.
Das was für mich den Mythos des MDS ausmacht, ist aber die Mischung aus ...
- einer unglaublich vielfältigen Landschaft mit weich-fließenden Dünen und karstigen Felsformationen, unendlichen Weiten, die durch plötzlich aufragende Berge begrenzt werden; ein Gemälde in gelb bis schwarz, himmelblau gerahmt und gespickt mit Grüntönen
- Urlaub mit Freunden, die man vorher noch nicht kennt
- einer professionellen High-Tech-Organisation mit Herz, die spüren lässt, dass ihr jede/r TeilnehmerIn gleich wichtig ist
- der Unberechenbarkeit des Unbekannten
- der sportlichen Herausforderung
- der Begegnung mit sich selbst und
- Gänsehaut bei 47° im Schatten.
Preludium
Solide vorbereitet trete ich die Reise nach Marokko an und erlebe bereits bei der Ausgabe des Roadbooks Unerwartetes: keine Schonung auf den ersten Etappen; gleich am ersten Tag - mit (noch) schwerem Gepäck - geht es in den großen Dünengürtel von Erg Chebbi und über eine Distanz von 31 km, Etappe 2 und 3 gehen dann über 38 und 40 km. Das ist doch ein wenig mehr, als erwartet und so lege ich noch im Bus auf dem Weg in die Wüste eine ordentliche Portion Respekt drauf.
Die Vorbereitungen im ersten Biwak laufen reibungslos. Unser 8er-Zelt (Claudia aus Aachen, Uwe aus Tübingen, Thomas aus Liechtenstein, Heidi und Peter aus Graz, Tim aus Witten und Thomas aus Stuttgart) harmoniert von Anfang an und mein Equipment funktioniert hervorragend. Einzig in Sachen Verpflegung bin ich nochmals gefordert, den richtigen Kompromiss zwischen "so viel wie nötig" und "so wenig wie möglich" zu finden.
Stage 1 (31,6 km, Erg Chebbi – Erg Znaigui)
Ich starte sehr zurückhaltend. Mein Fokus ist auf meine Füße gerichtet und bereits nach ca. 5 km stoppe ich mitten in den Dünen um eine leichte Druckstelle abzukleben. Auch bei den beiden CPs lasse ich mich nieder, um die Füße auszulüften und zu pflegen ... Viel Zeit, aber im Nachhinein wahrscheinlich gut investiert. Die Strecke schmeckt an diesem Tag nach "Dünenburger": zwischen zwei Dünengürteln mit ca. 1'500 Höhenmetern wird ein langes Plateau serviert. Ich erreiche Biwak 2 nach 6:37:47, von denen ich nur den kleineren Teil gelaufen bin
Stage 2 (38 km, Erg Znaigui – Oued el Jdaid)
Ich bekomme langsam ein Gefühl für die Geschwindigkeit und Entfernungen und laufe gut an, in den Dünetten nehme ich aus Respekt die Kraft aus den Schritten und gehe. Bei CP1 Nach 12 km werden die Füße wieder gepflegt. Zwischen km 18 und 24 hab ich dann die ersten Krisen; es geht nicht so wie ich will, die Schultern beginnen unter dem Rucksack zu schmerzen und schließlich reißt auch noch der Brustgurt aus der Führung: stehen bleiben, Rucksack abnehmen, reparieren, auf die Schultern und weiter geht´s ... aber das zerklüftete und unebene Wadi macht mir zu schaffen, bevor ich mich nur noch gehend in CP2 (km 24) retten kann. Nach der Fußpflege in CP2 laufe ich mit frischem Mut an, bis nach einem km eine bisher unentdeckte Blase unter dem Ballen platzt: Wieder anhalten, Schuhe aus, Füße versorgen ... Schließlich bringt mich mein MP3-Player zu CP3 und nach insgesamt 7:38:20 weiter ins Biwak 3. "Was einen nicht umbringt macht hart".
Stage 3 (40,5 km, Oued el Jdaid – Ba Hallou)
Wieder laufe ich gut und kontrolliert an, langsam lerne ich den Sand zu lesen und meine Schritte entsprechend zu wählen, versorge allerdings wieder mitten in den Dünen bei ca. km 11 meine Blasen. Bei CP1 (km 13) dasselbe nochmals ... Ab hier läuft´s allerdings nahezu perfekt. Sowohl durch die Dünen vor als auch nach dem Jebel Foum al Hopaht finde ich einen guten Schritt, über den Berg selbst sowieso. Bei CP2 nach 25,5 km gibt's an diesem Tag für meine Füße die letzte ausführliche Pause, denn trotz zweier zäher Kilometer zwischen km 28 und km 30 verwöhne ich bei CP3 nur meinen Rücken mit etwas Gymnastik und ziehe gleich weiter. Kleine Orientierungsprobleme auf den letzten Kilometern spornen mich dann noch zu einem Finish ins Biwak 4 an, das ich gemeinsam mit der in Frankreich lebenden Rumänin Elena anziehe, die bei km 37,5 auf mich aufläuft. Erstmals habe ich das Gefühl, dass ich sicher finishen werde, es macht richtig Spaß! 8:55:47
Stage 4 (75,5 km, Ba Hallou – Oued Ahssia)
Heute geht es an´s Eingemachte. In der Früh sortiere ich unnötiges Material aus und optimiere mit Psychotricks mein Rucksackgewicht, indem ich z.B. überflüssigen Hirschtalg aus der Tube drücke ... Ich finde wieder ein gutes Starttempo und lasse mich nicht von anderen irritieren. Bei km 7,5 kommt dann ein Schlüsselerlebnis. Beim steilen Anstieg (25%) auf den El Oftal entscheide ich mich gegen den Singletrail am Fels und kann auf der daneben liegenden Riesendüne ein ganzes Stück der nur äußerst langsam vorankommenden Kolonne überholen; ein mentaler Anker, der mir Halt und Flügel zugleich gibt. Ab einem kurzen Halt bei CP1 (km 12,5) treffe ich immer wieder meinen „Wingman" Uwe. Ab CP2 (km 23), bei dem ich erstmals völlig ohne Rast durchlaufe sind wir dann auch über weitere Passagen gemeinsam unterwegs und basteln gedanklich an Wetten für die große deutsche Samstag-Abend-Show. Fußprobleme kenne ich heute keine, deshalb wird bei CP3 (km 35) auch nur ausgelüftet aber nicht geklebt. Nach dem Aufstieg auf den Mhadid Al Elahau kämpfe ich eine Stunde wieder mit tiefem Sand, schaffe es aber gemeinsam mit Uwe noch vor Sonnenuntergang zum CP4, wo wir die Espit-Kocher auspacken und uns für die Nacht rüsten. Punkt 20:00 brechen wir auf und gehen die nächsten 5 km gemeinsam mit Veteran Volker. Dann muss ich wieder laufen, das Gehen macht meinen Knien zu schaffen. Der Untergrund wird wieder zunehmend sandiger und steiniger .... In den nächsten Stunden treffe ich auf der Strecke nur etwa 15 andere, allesamt von hinten, bis ich um 1:45 schließlich wie in Trance durch den beleuchteten Zielbogen laufe. Überglückliche 16:32:46.
Stage 5 (42,2 km, Oued Ahssia – Isk N´Brahim)
Schon am Ruhetag nach der „long stage" versuche ich den hartnäckigen Gedanken „nur ein Marathon" zu bezwingen und versuche einen angemessen respektvollen Zugang für die vorletzte Etappe zu finden. Zum Frühstück trinke ich außer meinem Müsli einen von Tims übrig gebliebenen Brühwürfeln und am Start bin ich wieder voll bei der Sache ... bis ich bemerke, dass meine rechte Handschlaufe für den Stock fehlt. Nach erfolgloser Suche im Lager bastle ich aus Tape und Elastoplast Ersatz und stehe punktgenau zum Countdown wieder in der Menge. 3, 2, 1, ab! Es läuft wie geschmiert, bei CP1 nehme ich das Wasser im Vorbeigehen mit, bei CP2 nehme ich mir gerade mal Zeit, die Schuhe zu entsanden. Wenn ich in diesem Schnitt weiter mache, bin ich nach 6 Std. im Biwak ... Dann wird aber der Boden richtig tief, dazu Hitze um die 45°, an Laufen ist bei mir nicht mehr zu denken. Nahe einer Oase erbarmen sich meiner ein paar marokkanische Mädchen; sie nehmen mich an den Händen und bringen mich wieder in Trab. Dann endlich CP3 (km 31) und nur noch 11 km, die sich auf einer leicht ansteigenden Ebene allerdings ganz schön ziehen. Den Zielbogen kann ich ganze 20 Minuten lang sehen, bevor ich endlich ins letzte Biwak einlaufe. 7:15:12.
Stage 6 (17,5 km; Isk N´Brahim – Tazzarine)
Die letzte Etappe des Marathon des Sables ist ein wenig wie „alleine am 5er" für den Stürmer im Fußball; treffen muss er allerdings immer noch! Der Rucksack ist mittlerweile auf das Notwendigste erleichtert, die Strecke ist auch flach und nicht so anspruchsvoll, wie an den vorangegangenen Tagen. Trotzdem bin ich konzentriert bei der Sache. Ich laufe wieder meinen gewohnten Rhythmus, achte darauf, dass ich mich nicht vertrete und bemühe mich, mein mittlerweile schmerzendes linkes Schienbein zu ignorieren. Mit jedem Kilometer werden die bunt gekleideten Kinder mehr, man spürt die Nähe der Stadt Tazzarine. Die letzten Kilometer werden noch einmal lang: hinter jedem Mauervorsprung oder Straßenbiegung könnte das Ziel sichtbar werden ... die endgültige Zielgerade ist dann aber viel zu kurz. Dieses Finale hätte ich noch kilometerlang auskosten können. Nach 2:30:02 hängt die begehrte Finisher-Medaille um meinen Hals ...
Was ich noch sagen wollte ...
Die unbeschreiblichen Eindrücke, die unvergesslichen Begegnungen und die erkenntnisreichen Dialoge mit mir selbst habe ich aus diesen Zeilen ausgeblendet; es würde ja doch niemand verstehen, geschweige denn nachempfinden können.
Unbedingt los werden will ich allerdings noch ein "Danke Anke!".
>>> [Anm.d.Redaktion: Anke Molkenthin, Teammitglied von Team-Austria-Unlimited, Siegerin 1997 Marathon-des-Sables]
Ohne sie hätte ich vielleicht nie entdeckt, dass Laufen auch Spaß machen kann, ... hätte ich nie den Mut gehabt, mich in dieses Abenteuer zu stürzen ... und wäre wohl auch nicht so passend vorbereitet gewesen!
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Spät aber doch trafen Uschi und ich am Start beim Feuerwehrhaus ein, kurz noch frühstücken und schon ging es bei strahlendem Sonnenschein los.
Wie immer handelte es sich um einen "blauäugigen Schnellstart": Null Ahnung von Streckenbeschaffenheit, Topographie noch sonst irgendwas, aber dafür sicherheitshalber die Regenwäsche im Rucksack.
Gleich zu Beginn ging es rein in den Wald und wir spulten unsere Kilometer auf Wald- und Forstwegen ab. Relativ schnell erreichten wir die erste Kontrollstelle und wenn man es ganz genau betrachtet, dann änderte sich auch den ganzen , lieben Tag nichts, nur das Wetter schlug am frühen Nachmittag um. Die Regenwäsche konnte zwar im Rucksack bleiben, aber aufgrund der schwankenden Temperaturen wurden die Laufjacken angezogen, dann wieder weggepackt, ... rausgekramt, angezogen um sie ein paar Minuten wieder wegzupacken.
Die Strecke an sich war wieder perfekt beschildert und auch die Labestellen waren mit überaus freundlichen Leuten besetzt. Ab und an erhaschte man durch den dichten Wald einen Blick auf irgendwelche Ruinen oder Kirchen, teilweise von den Anhöhen runter ins Tal. Die Hälfte der Distanz – und damit auch den wesentlich schwierigsten Abschnitt, die meisten Höhenmeter und auch den höchsten Punkt - hatten wir nach knapp über 3:30 Stunden hinter uns, dann schalteten wir aufgrund leichter Schmerzen im Knie meiner Begleitung auf Sparflamme um und wanderten mit zügigem Schritt dem Ziel entgegen, wo wir uns dann kulinarisch verwöhnen ließen.
Mein Resümee zum heutigen Wandermarathon:
- Empfehlenswert
- Keine wirklich Highlights, außer die Blicke auf die o.a. Zeitzeugen
Eckdaten:
- Ziemlich genau 42 Km, leider hab ich einmal die Uhr nicht rechtzeitig eingeschaltet.
Zusätzlich wurden zwei Ehrenrunde mit insgesamt ca. 2 - 2,5km gedreht -
vor lauter Plaudern und herum albern, haben wir uns glatt verlaufen. - Nettozeit: 6:37:53
- Höhenmeter: 1'862
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Eigentlich war für mich ja geplant die Strecke zumindest teilweise zu laufen, damit die Kondition wieder auf Vordermann gebracht wird, allerdings wurde daraus nichts, da es sich um eine „geführte" Wanderung handelte. Nach kurzem Überlegen, ob ich gleich wieder nach Hause düsen soll, oder ob doch Mitwandern das sinnvoller wäre, entschied ich mich für das Zweitere – wenn's nichts hilft, dann schadet es bestimmt auch nicht. Gesagt – getan.
Kurz nach 8:00 Uhr brach unsere 11-köpfige Truppe in Richtung Hohe Wand auf. Zuerst auf asphaltierten Wegen, dann auf Forststrassen und Waldwegen, schließlich auf unbefestigten Waldwegen und Trampelpfaden.
Das Ziel unserer ersten Etappe: Der Himmel – so sah es zumindest aus, denn bereits auf den ersten 4,5 Km wurden 600 Höhenmeter absolviert. Oben auf dem Plateau angekommen gönnten wir uns eine kurze Pause im Hochkogelhaus. Danach ging es im stetigem bergauf und bergab fast ans Ostende der Hohen Wand zum Herrgottschnitzerhaus. Kurze Pause – weiter zum Kleinkanzelhaus, nahe dem Westende der Hohen Wand, zum Mittagessen ..... und dann weiter zur letzten Pause ins nächste Haus, dessen Namen mir entfallen ist.
Das Wetter zeigte uns, was es zu dieser Jahreszeit so alles drauf hat. Wurden wir zu Beginn mit etwas Sonneschein verwöhnt, durften wir oben auf dem Plateau im Regen- und Schneeschauer weiter marschieren.
Im Anschluss an die Pause im unbekannten Haus, führte der Weg wieder zurück nach Willendorf, wo wir den Tag bei netten Gesprächen ausklingen ließen.
Mein Resümee des heutigen Wandertages:
- Absolut empfehlenswert
- Tolle Ausblicke zum Rosaliengebirge, Hochschneeberg bis hin zum Neusiedlersee
- ...das man dem Wetterbericht nicht trauen soll, wusste ich schon vor dem heutigen Tag
Eckdaten:
- 32,49 gemessene GPS Km, obwohl es laut Wanderführer knappe 40 sein sollten
(eventuell Aussetzer während der Regen- und Schneeschauer, obwohl die Strecke durchgehend auf der Karte angezeigt wird) - Nettogehzeit: Gerade aus 7:00 Stunden
- Höhenmeter: 2'359