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2024-10-26 – O3OlympusMan Marathon Plus (CYP) – my Report
47 Kilometer Trailrunning in über 1.700 m ü.d.M. auf der östlichsten Mittelmeerinsel
Denkt man an die Kombination Zypern + Laufen, kommen einem normalerweise die vier bekannten Städtemarathons in Paphos und Limassol (beide im März), sowie Larnaka (November) und Nikosia (Dezember) in den Sinn. Für „Ländersammler:innen“ bilden sie üblicherweise die Auswahl, einen Marathon auf Zypern ins Logbuch zu bekommen.
Darüber hinaus lässt sich aber auch erkennen, dass die Trail Running-Szene auf Zypern in den letzten paar Jahren starke Lebenszeichen von sich geben konnte. Als markantestes Beispiel kann der im höchsten Gebirge des Landes, dem Troodos Mountains nördlich von Limassol seit längerem ausgetragene und "höchst" interessante 22-KM Olympus Trail Lauf herangezogen werden, der fast ausschlieβlich über 1.700 m ü.d.M. stattfindet und einen spektakulären Zieleinlauf am höchsten Punkt der Insel, dem Mount Olympus auf 1.952m hat (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Berg und auch Marathon in Griechenland).
Seit letztem Jahr wurden diesem "Klassiker" zwei weitere Ultraläufe hinzugefügt: Der schwierigere OlympusMan Marathon Plus mit 47 KM und ca. +/-1.600 Höhenmetern und der noch extremere OlympusMan Ultra-Marathon mit 72 KM und ca.+/- 2.400 Höhenmetern. Letzterer konnte am vergangenen Wochenende (26.10.2024) bei seiner zweiten Durchführung eine Finisherquote von gerade mal 50% verzeichnen (9 von 18 Starter:inne:n), während der OlympusMan Marathon Plus 47K immerhin 24 erfolgreiche Zieleinläufe (bei 3 DNF) aufweisen konnte. Umso glücklicher war ich deshalb, die Herausforderung als ältester Teilnehmer in einer Zeit von 07:53:52 gemeistert zu haben.
Vorüberlegungen zu meiner Teilnahme am 47-KM-Trail
Zypern kenne ich zu einem gewissen Grad schon relativ lange. 1980 war ich als UNO-Soldat beim österreichischen Kontingent des UNFICYP Bataillons ein halbes Jahr im Osten der Insel stationiert. Sechs Jahre nach der türkischen Invasion in den Nordteil der Insel war das an der Ostküste gelegene Famagusta bereits eine verlassene Geisterstadt jenseits der Demarkationslinie, wo die UNO-Truppe aus Österreich ihr Hauptquartier bezogen hatte. Neben Wachdiensten entlang der östlichen Pufferzone waren wir zu jener Zeit auch für Versorgungsfahrten auf die ganz nordöstlich gelegene Karpaz-Halbinsel zuständig. Dies und andere Exkursionen ins Landesinnere hinterließen bei mir bereits damals einen bleibenden Eindruck des Landes, insbesondere aber die landschaftliche Schönheit im Frühling war stellenweise sehr beeindruckend: blühende Zitronenbäume und wild wachsende Oleanderbäume verliehen ganzen Arealen ein buntes Kleid. Als willkommene Überraschung entpuppte sich zu Beginn meiner Mission als UNO-Soldat auf Zypern, sozusagen noch im mediterranen Winter, eine einmalige Dienstfahrt ins Troodos-Gebirge, wo wir verschiedene Ausrüstung zu testen hatten und unter anderem auch ein paar Schwünge auf Skiern am Mount Olympus in den halbwegs akkumulierten Schnee setzen konnten. Der Zeus Skilift mit 380 m Länge existiert als einziger seiner Art seit damals am Troodos (drei weitere kleine gibt es heute noch zusätzlich). Während sich die Talstation, auch Heimstätte des Cyprus Skiclubs, noch in der Provinz Nikosia befindet, ist man beim Ausstieg auf dem Berggipfel bereits im Bezirk Limassol.
Seit 1980 ist nun viel Wasser den Troodos runtergeflossen. Obwohl geografisch bereits in Asien wurde die Insel Zypern 2004 als de facto geteiltes Land Mitglied der EU. Der Nordteil, die Türkische Republik Nordzypern, wird bis heute allein nur von der Türkei als Staat anerkannt. Die Grenze führt quer durch die Hauptstadt Nikosia und ist heute für Touristen geöffnet. Ich war in den vergangenen Jahren mehrfach in Zypern auf Urlaub. 2021 hatte ich außerdem den Larnaka Marathon im Osten der Insel absolviert. Das westlich gelegene Paphos als touristischer Hotspot und die etwas westlich gelegene, aber ruhige und verträumte Bucht von Pissouri waren wiederholt Ankerpunkte für eine erholsame Frühlings- oder Herbsturlaubswoche. Diesmal war es nicht anders: eine Woche Herbstferien im Westteil der Insel, noch dazu mit der Möglichkeit am Ende der Woche an einem Ultratrail in den Bergen teilzunehmen, war eine überzeugende Option.
Samstag – Race Day
Die Anfahrt zum Troodos Gebirge ist über etliche Strassen möglich, abhängig von wo her an der Küste man kommt. In der Regel ist das Leihauto dafür unumgänglich und man sollte so mit knapp 1 ½ Stunden Anfahrtszeit rechnen. Ich fahre bereits um 05:20h früh vom Hotel in Geriskopiou weg um noch genügend Zeit vor dem offiziellen Start des 47-KM-Bewerbs um 07:45h früh zu haben. Zur Anfahrt nehme ich zuerst die Autobahn A6 nach Osten bis zur Abfahrt nach Avdimou und dann die E601 nach Norden über Omodos und Mandria ins bereits hochgelegene Pano Platres, der letzte Ort in den Bergen mit nennenswerter Bevölkerung. Von da sind es nur noch 15 Minuten über die B8 zum Troodos Square auf 1.925 m ü.d.M., wo der Start der drei verschiedenen Bewerbe sein wird. Für die OlympusMan Marathon+ Teilnehmer:innen ist die Startnummernausgabe im historischen Troodos Hotel am Samstag vor dem Rennen vorgesehen, während die Ultraläufer des 72-KM-Bewerbes ihre Startberechtigung inklusive Race-Briefing bereits am Vorabend erhalten müssen. Dies macht auch Sinn, da der frühe Start des Ultrabewerbes bereits um 05:00h früh anberaumt ist. Als ich am Troodos Square eine gute Stunde vor Start eintreffe, sind die 18 Ultratrailläufer:innen bereits auf der Strecke. Von den Gemeldeten für den OlympusMan Marathon+ (47K) finden sich nach und nach alle 27 Starter:innen im Troodos Hotel ein. Das Organisationsteam, welches großteils von Mitarbeiter:inne:n von Activate Cyprus, dem mit jährlich 67 Bewerben grössten Veranstalter von Läufen, Triathlons und Bike-Events in Zypern (activatecyprus.com), gestellt wird, hat bereits alles bestens für die Startnummernausgabe vorbereitet. Es gibt keine Wartezeit. Zusätzlich zur Starnummer erhalte ich auch einen Goodie-Bag mit Laufshirt, flexiblem Trinkbecher, Rettungsfolie, Gel, einem Stifterl Rotwein und die Notfallnummern der Kontaktpersonen, ganz nett und robust in Laminierfolie eingebracht. Manchmal sind es die kleinen Details, an denen man wirklich herzhafte und professionelle Organisation erkennt. Ich nutze auch die Möglichkeit, hier einen Kleidersack deponieren zu können, welcher dann zum endgültigen Ziel, dem Mt. Olympus (1.952 m), befördert wird. Das flackernde Kaminfeuer in der grossen Lobby des Hotels erinnert mich an alpine Berghütten in unseren Breiten.
Bald sind auch die letzten Starter:innen eingetroffen und wir begeben uns alle vors Hotel, wo ein Startbogen aufgebaut wurde. Der Race Director gibt noch kurze Anweisungen bezüglich der Trail-Markierungen. Nebenbei erwähnt er, dass es aber auch ratsam ist, immer wieder die eigene Position während des Laufes mit der auf die Laufuhr geladenen gpx-Datei zu vergleichen, insbesondere im ersten Teil, wo die Strecke nicht immer klar definierten Trails folgen wird. Dieser Hinweis beunruhigt mich etwas, da ich die gpx-Datei nur auf eine Handy-App geladen habe und ich nicht weiss, wie gut das bei Bedarf funktionieren wird. Wie sich später herausstellt, werde ich das Handy diesbezüglich gar nicht beanspruchen, jedoch werde ich drei Mal die richtige Abzweigung der Strecke suchen müssen, was mich insgesamt einige Minuten an Zeit gekostet haben wird.
Plangemäß wird das Startsignal um 07:45h für unseren Bewerb gegeben und 26 Männer und eine Frau laufen nach nur 100 m auf der Straße bereits direkt ins Gelände hinein. Es ist den roten Plastik-Markierungspunkten zu folgen, die auf Bäumen, Sträuchern, Felsen oder am Weg angebracht sind. Ich kann mir nicht ganz vorstellen, wie die Ultraläufer, welche bereits um 5h Früh ins Gelände gelassen wurden, selbst mit Stirnlampe hier die Orientierung finden können. Die genaue Routenführung auf der Laufuhr ist dabei wohl unumgänglich. Zum Glück kommt bei uns jetzt bereits die Sonne raus und die Lichtverhältnisse sind sehr gut. Es ist wieder ein traumhafter mediterraner Spätsommertag mit angenehmen Temperaturen von anfangs 7° C welche bald bis auf 18° steigen werden.
Das Anfangstempo ist hoch und macht mir zu schaffen. Wir befinden uns auf über 1.700 m ü.d.M. und man spürt bereits den leicht reduzierten Sauerstoffgehalt in der Luft. Die ersten Kilometer sind sehr hart, nicht nur wegen der Höhe, sondern auch weil die vorgesehene Trail Strecke gewissermaßen von einem Canyon zum anderen übersetzt und bei diesen Querungen unwegsames Terrain überwunden werden muss. Darauf wird auch in der Ausschreibung hingewiesen. Ein Stück dieser ersten Kilometer klettern wir quasi auf allen Vieren über eine Geröllhalde hinauf, um wieder auf einen weiteren Trail zu stoßen. Zum Glück geht es aber bald leicht bergab, was das Durchqueren von lichten Gras- und Baumzonen etwas leichter macht. Dennoch geht die Abwärtspassage, wenn auch bald wieder auf besser befestigten Trails nicht einfach von statten. Vorsicht ist geboten bei den vielen Steinen auf den Trails. Bereits in der ersten Stunde sehe ich einige Läufer vor oder hinter mir stürzen. Zum Glück ohne ernsthafte Verletzungen.
Meiner Erfahrung nach gibt es bei Trail- bzw. Bergmarathons etwa vier Grundtypen der Streckenführung: a) die relativ einfachste Strecke startet im Tal und führt im ersten Teil stetig aufwärts, um dann wieder mehr oder weniger konstant zurück ins Tal zu führen (z.B.: Montafon-Arlberg Marathon); b) etwas schwieriger wird das ganze bereits, wenn die erste Hälfte des Marathons / Ultras eher moderat hügelig dahingeht, um dann in der zweiten Hälfte so richtig auf die höchste Stelle zu führen (z.B.: Stanzer Trail); c) sehr anstrengend sind sodann Streckenverläufe, die vom Tal an unentwegt nach oben führen um dann das Ziel am Berg zu haben (z.B. Zermatt Marathon); und d) die m. M. nach herausforderndsten Routen sind jene, die am Berg starten, dann die Läufer ganz ins Tal jagen, nur um dann die Strecke wieder raufführen zu lassen (und dies ev. mit Wiederholung). Der OlympusMan Marathon zählt zu letzter Kategorie.
Die erste von zwei Schleifen hat eine Distanz von 25 km, wobei wir nun ab KM 6 sehr steil bergab laufen werden. 850 Höhenmeter verlieren wir nun in kurzer Distanz bis ca. KM 13, nur um dann sogleich wieder auf anderen Pfaden hinauf Richtung Ausgangspunkt geführt zu werden. Nach der erreichten Talsohle kommt bald die erste Labestelle bei Kannoures – Agios Nikolaos tis Stegis, was mir neue Energie für den weiteren Anstieg verschafft. Das Aufwärtsklettern entlang einem der wenigen Flüsse Zyperns, die auch im Sommer Wasser führen, gestaltet sich abschnittsweise schwieriger als gedacht. Immer wieder lande ich im Bachbett selbst und verliere für einen Moment den mal links und dann wieder rechts vom Fluss berganführenden Trail. Endliche erreiche ich fast wieder Ausgangshöhe und der Trail führt nun nur mehr leicht ansteigend zum zweiten Checkpoint und der Labestelle beim Troodos Square. Ich befinde mich noch gut innerhalb des Zeitlimits, wenngleich auch die Zeitreserve nicht allzu groß ist. Es geht jetzt in die zweite große Schleife in der wir uns nur mehr zwischen 1.700 und 1.900 m ü.d.M. bewegen werden. Der Trail ist nun klar ausgeprägt, wenngleich auch an vielen Stellen mit sehr großen Steinen gespickt, was nach wie vor zur Vorsicht mahnt. Ich stolpere mehrfach, auch wegen der aufkommenden Müdigkeit, kann aber Stürze vermeiden. Ca. bei KM 33 bekomme ich einen merkbaren Einbruch, wohl aufgrund von Unterzuckerung. Ich hatte zwar immerhin schon einen ganzen Proteinriegel und ein Gel zu mir genommen, dennoch fühle ich mich plötzlich kraftlos. Die Sonne scheint nun auch sehr intensiv auf die teilweise schattenlosen Streckenabschnitte und ich sehne die nächste Labestelle herbei. Endlich bei KM 38 kann ich mich mit ersehnten Zitrusfrüchten und isotonischem Getränk stärken. Sogleich geht es wieder signifikant besser und mich streift bald ein erster Hauch von Euphorie angesichts des nun möglichen erfolgreichen Finishes. Bald überholen mich nun bereits die schnellsten Läufer der 22-KM Unterdistanz, welche zu Mittag ebenfalls vom Troodos Square auf die Piste geschickt wurden. Zirka eine Handvoll der über 70 Gestarteten wird mich auf meinen letzten Kilometern noch überholen, aber ich empfinde es als willkommene Abwechslung und Ansporn. Der eine oder andere feuert mich auch noch aktiv an, und letztlich spricht einer aus, was man nach mehr als sieben Stunden Traillaufen gerne hört: „The end is in sight!“. Ich mache mich mental nochmals bereit für die letzten ca. 100 Höhenmeter Anstieg von der Talstation des Skilifts hinauf auf den Gipfel des Troodos Gebirges, den Mt. Olympus auf 1.952 m Seehöhe. Euphorisch laufe ich unter lauten Anfeuerungsparolen des Platzsprechers durch den Zielbogen. Dieser Traillauf hat mir ziemlich viel abverlangt und daher bin ich glücklich und stolz, es am Ende ohne ein nennenswertes Problem (als ältester, aber nicht langsamster Teilnehmer) geschafft zu haben: ab heute darf ich mich nun auch „OlympusMan“ nennen.
Nach verdienter Labung im Ziel führt uns ein Bus zurück zum Troodos Square, wo ich mein Leihauto auf den ausreichend großen Parkplatz parkiert habe und beginne gleich die Rückfahrt ins Hotel am Meer. An der gewiss schönen Siegerehrung um 18:00h Ortszeit im Troodos Hotel habe ich nicht mehr teilgenommen, aber vielleicht zieht es mich nochmals zu dieser Veranstaltung und dann kann ich dies ja auch noch nachholen.
Fazit
Der O3OlympusMan Marathon Plus (47 KM) ist ein äußerst attraktiver, aber sehr schwieriger Trailmarathon in einem einzigartigen mediterranem Umfeld. Die Strecke besteht aus zwei grundverschiedenen Schleifen, wobei die erste mit 25 KM auch die meisten +/- Höhenmeter aufweist. Bei der zweiten 22-KM-Schleife bewegt man sich ausschließlich über 1.700 m ü.d.M. Dabei sollte man bedenken, dass lang andauernde Anstrengung ab dieser Höhe durch den etwas reduzierten Sauerstoffgehalt der Luft bereits stärker spürbar wird als weiter unten im Tal. Die Labestellen sind typischerweise, wie bei den meisten Ultratrails, v.a. im ersten Loop weit auseinander (nur eine ca. bei KM 14). Dementsprechend viel Flüssigkeit sollte man im Laufrucksack mitführen. Zur Orientierung muss eindrücklich empfohlen werden, den gpx Routenfile auf die Laufuhr zu synchronisieren und mit der Guidance-Funktion der Uhr den ersten Teil zu laufen. Auf der zweiten Schleife ist dies nicht mehr unbedingt erforderlich. Es versteht sich von selbst, dass gute Trailschuhe ein Muss sind. Wer ernsthaft überlegt, die 72 KM-Ultra-Variante zu laufen, sollte sich vorab eingehend mit der Routenführung auseinandersetzen. Laufen in unwegsamen Gelände im Finsteren ist keine Kleinigkeit!
Wie bereits erwähnt, gehen die Organisatoren sehr engagiert und beherzt an die Veranstaltung heran. International haben sie deshalb auch bereits bei der 2. Durchführung eine ITRA (Int. Trail Running Association) Akkreditierung erreicht. Für den OlympusMan gibt es daher dementsprechend 2 (47K) bzw. 3 (72K) ITRA-Punkte.
Die Finisher-Medaille ist der einzige Punkt, den ich sofort verbessern würde. Die verwerfliche Holzspanplatten-Medaille erscheint nicht ganz adäquat als Belohnung für die abverlangte Anstrengung. Das inkludierte T-Shirt ist jedoch attraktiv, weitere sinnvolle Goodies sind ebenfalls im Starterpaket enthalten.
Die Öffentlichkeitsarbeit des Laufes ist einwandfrei über eine mehrsprachige Website und Social Media Präsenz abgedeckt. Gratis Lauffotos von den verschiedenen Bewerben und von den meisten Marathon Finishern sind kostenlos über Google Drive zugänglich gemacht.
Teilnehmer:innen und Siegerzeiten OlympusMan Trail Marathon Plus (47K)
Frauen:
- Irina Masanova, RUS 06:19:07
∑ 1 Finisherin ♀
Männer:
- Ivan Kriuchin, RUS 05:28:17
- Maksim Petrov, CYP 05:28:59
- Pambos Kalathas, CYP 05:46:33
∑ 23 Finisher, 3 DNF ♂
∑ 9 Nationen
https://www.activatecyprus.com/o3-olympusman-trail-run
Fotos vom Veranstalter:
https://drive.google.com/drive/folders/1_w8DJm7M-8TE0A-6T1S973xqtu6V7Nma
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2024-SEP-29 – Chișinău Marathon (MDA) – my Report (WernerK)
Chişinău Marathon: Einzigartige Atmosphäre in der moldawischen Hauptstadt
Vorüberlegungen
Ab und zu mal einen Marathon in einem neuen Land zu absolvieren hat einen besonderen Reiz; umso mehr noch, wenn man in diesem Land vorher noch nie gewesen ist und man die Reise auch als Erkundungsexpedition ins Innere einer wenig bekannten Nation erweitern kann. Moldova / Moldau (Moldawien), als Republik Moldau eigenständiger Staat seit 1991, war durch seine geopolitische Lage am Rande des Russland-Ukraine-Krieges in den letzten Jahren immer wieder in die Aufmerksamkeit der Weltnachrichten gelangt. Einerseits wegen seines eigenen territorialen Konflikts über das (autonome) Gebiet von Transnistrien entlang der Ostgrenze des Staates und zum anderen im Kontext des Russland-Ukraine-Krieges (ist doch der Staat bis zu ¾ von der Ukraine umgeben) kam und kommt es immer wieder zu Irritationen und Unbehagen bezüglich seiner Autonomie. In Folge hatte die Europäische Union im Juni 2022 Moldau auch als EU-Beitrittskandidaten proklamiert.
In diesem Zusammenhang hat sich mir also das Land irgendwie aus Neugierde als Laufreise-Ziel „aufgedrängt“.
Bei der Recherche nach Marathon-Veranstaltungen in Moldau stößt man unweigerlich auf genau einen bekannten Marathon im ganzen Lande – den Chişinău Big Hearts Marathon (früher Chişinău International Marathon genannt) in der Hauptstadt Moldaus. Die Website der Veranstaltung, welche auch in Englisch unterhalten wird, verweist bei der Anmeldung auf die verschiedenen Streckenoptionen, welche von 5km bis zum Marathon reichen. 2024 feiert dieser Marathon bereits sein 10. Jubiläum, was ein Grund mehr ist, diesmal die Reise zu wagen. Die Online-Anmeldung ist einfach und gemäss Anmeldelisten ist am letzten Sonntag im September d.J. mit über 4.000 Teilnehmer:inne:n (alle Bewerbe) zu rechnen.
Anreise am Vortag und erster Eindruck
Die moldawische Hauptstadt ist effektiv von Österreich aus nur per Flugzeug, dafür aber mit der heimischen Airline sogar direkt in etwas mehr als 1 ½ Stunden erreichbar. Über ein Reiseportal hatte ich ein Zimmer in einem Boutique-Hotel gebucht, acht Gehminuten zum Stadtzentrum mit dem Triumphbogen, wovor sich am Sonntag auch Start und Ziel der Laufbewerbe befinden werden. Die Anreise am Samstagmorgen gestaltet sich problemlos, wenngleich auch der Flieger fast gänzlich ausgebucht ist. Während der kurzen Flugreise beschäftigt mich nochmals die Frage, was mich wohl erwartet in einem Land, welches mit nur 2,5 Mio Einwohner:inne:n (davon 530T in der Hauptstadt) und 40% der Fläche Österreichs gerade mal <7% unserer Wirtschaftsleistung (BIP kaufkraftbereinigt) zur Verfügung hat – aber eines sei hier gleich vorweggenommen: überraschenderweise sehr viel Positives, inklusive der hervorragenden Durchführung eines äußerst stimmungsvollen Hauptstadt-Marathons.
Mit plus einer Stunde Zeitunterschied landen wir pünktlich nach Mittag in Chişinău, wo auch schon mein vom Hotel arrangierter Flughafentransfer wartet (€ 25; mit lokalen Taxis um mehr als die Hälfte günstiger zu haben). Knapp 40 Minuten später kann ich bereits im schicken kleinen Hotel Thomas Albert einchecken und eine weitere halbe Stunde später mache ich mich bereits zu Fuß auf dem Weg zum Start-Ziel-Bereich, wo auch die gesamte Anmeldung und Startnummernausgabe abgewickelt wird.
Das Areal vor dem Triumphbogen und direkt am breiten Boulevard Stefan cel Mare si Sfint ist sehr groß und bietet daher den Organisatoren des Bewerbs und allen Sponsoren und Ausstellern ausreichend Platz. Dahinter befindet sich das imposante Regierungsgebäude der Republik Moldau (nicht zu verwechseln mit dem Parlament). Meine Startnummer (#338) für das Chip-Timing bekomme ich praktisch ohne Wartezeit sofort ausgehändigt und das inkludierte T-Shirt in leuchtendem Rot-Gelb passt auch sehr gut. Obwohl bereits die letzten Vorbereitungen für die noch an diesem Abend beginnenden Vortages-Kinderläufe bei vielen Eltern und Kindern zu bemerken sind, gibt es keinerlei Gedränge oder Hektik. Die Stimmung ist sehr ausgelassen und entspannt, während der Moderator auf der Hauptbühne die verschiedensten Zielgruppen nacheinander begrüßt. 55 Nationen haben gemeldet und man wird nochmals herzlich willkommen geheißen als vom Ausland Angereister. Die Bitte wird ebenfalls wiederholt, die Veranstaltung auch in Zukunft nach außen zu tragen, weil man weiter die gesamte Welt als Gast in Chişinău begrüßen möchte. Das ist schon mal eine gute Ansage! Ich schlendere noch ein paar Mal am Areal auf und ab und starte anschließend eine erste Stadterkundung. Die auf einem Transparent ausgeschilderte Marathonstrecke von einer vier Mal zu bewältigenden 10,5 Kilometer Strecke beginne ich in Richtung Osten entlang dem Boulevard Stefan cel Mare si Sfint zu gehen. Dies ist sehr einfach, da die gesamte Laufstrecke quasi in eine Richtung mit nur einem Richtungswechsel bei der Strada Ciuflea auf den Bulevardul Dacia verläuft. Dort befindet sich noch vor 5 km schon der Wendepunkt für den Bewerb. Soweit gehe ich am Nachmittag allerdings nicht mehr, sondern kehre über mehr abseits gelegene Strassen und Parks wieder retour Richtung Zentrum zurück. Viele Nebenstrassen zeichnen sich durch intakten Baumbestand aus. Am meisten prägen Platanenalleen das Straßenbild abseits der Hauptverkehrsadern. Viele Häuser sind schon sehr alt und schlecht gewartet, einige dem Verfall preisgegeben. Dazwischen findet man Renovierungs- bzw. Erneuerungsbautätigkeiten, vornehmlich an offiziellen Gebäuden der Stadt, von welchem die wichtigsten amtlichen Gebäude naturgemäß in gutem Zustand erscheinen. Einige größere Grünflächen und etliche Parks tragen zum angenehmen Stadtambiente bei. Im Hintergrund schimmert jedoch noch immer die Plattenbau-Ästhetik der Nachkriegsjahre. Positiv auffällig sind die zahlreichen kleinen Cafés und Shops, welche allesamt relativ neu erscheinen und auch viele Gäste und Passanten anziehen. Trotzdem man sich im Zentrum von Chişinău befindet, gibt es nirgendwo Gedränge oder sehr viel Verkehr. Alles erscheint ruhiger und gelassener als bei unseren Großstädten, darüber hinaus sind die Leute sehr freundlich, zuvorkommend und auch äußerst diszipliniert, was die Verkehrsregeln betrifft. Es wäre interessant herauszufinden, wie man es so schafft, daß Autofahrer:innen generell mit Abstand vor jedem Zebrastreifen geduldig stehen bleiben. Als Fußgänger fühlt man sich hier angenehm sicher. Auf meinem Stadtrundgang zurück Richtung Hotel kehre ich in einem der neuartigen Restaurants ein, die ein breites Angebot an Speisen und Getränken anbieten. Das Service ist zuvorkommend, die Bestellungen werden rasch ausgeführt, obwohl das Lokal gut besucht ist. Anscheinend hat man hier kein Problem mit Arbeitskräften im Gastgewerbe. Die Zahlung kann fast überall mit Debit-/Credit-Card erfolgen; für die gesamte Reise hatte ich kein Bargeld in moldauischen Leu benötigt.
Sonntag – Race Day
Geradezu gemütlich genieße ich noch um 7 h morgens das Frühstück im Hotel. Die örtliche Nähe zum Laufbewerb erlaubt, daß ich erst um 8:15h das Hotel Richtung Laufstart verlasse. Auf Höhe des Stefan cel Mare si Sfint Parks finden sich bereits hunderte Athleten und Passanten ein, um für letzte Fotos vor Laufbeginn vor dem Stefan c.M.s.S. Monument zu posieren. Der Start ist für 9 h für alle Bewerbe (Rollstuhlfahrer:innen und Skater 5 Min. früher) geplant. Dies wird in Zukunft und bei anhaltend wachsenden Teilnehmerzahlen bald auch in Wellenstarts übergehen müssen. Aus den Lautsprechern der seitlich platzierten Hauptbühne dröhnt jetzt bereits aufputschende Musik. Der Platzsprecher gibt sein bestes, alle nochmals herzlich zu begrüßen und auf den nahenden Start hinzupushen. Exakt um 9 h schießen dann gleichzeitig einige Feuerwerkskörper links und rechts der Startbögen in die Luft und das Startsignal eröffnet die Bewerbe. Der Startkorridor für alle Läufer:innen aller Bewerbe ist mit den Flaggen der teilnehmenden Nationen gesäumt und ergibt eine eindrucksvolle Kulisse im Start-/Zielbereich der Veranstaltung. In nicht mal einer Minute bin ich bereits von hinten vorgerückt und überschreite die elektronische Zeitmessungs-Matte bei gleichzeitigem Auslösen der Aktivitätsaufzeichnung meiner Laufuhr. Und ab geht die Post auf den erst mal ganz leicht abfallenden Boulevard Stefan c.M.s.S. gegen Osten. Vier exakt gleiche Runden sind für den Marathon zu absolvieren, bei denen wir insgesamt kaum erwähnenswerte 264 Höhenmeter akkumulieren werden. Der erste Kilometer fühlt sich schon mal gut an und ich genieße den Lauf im Strom der zahlreichen Mitstreiter:innen. Trotz des Massenstarts und tausender Athlet:inn:en ist noch genügend Platz auf dem breiten Boulevard, der zur Gänze für den Verkehr gesperrt ist. Anfeuerungsrufe von links und rechts tragen ermunternd zur guten Stimmung bei, genauso wie die überraschend zahlreichen Musikdarbietungen auf den Gehsteigen. Wir biegen bereits nach zwei Kilometern nach rechts weg in die Strada Ciuflea, wo wir gleich links das Ciuflea Kloster mit seinen weiß-lichtblauen Gebäuden mit den markanten goldenen Zwiebeltürmen zu Gesicht bekommen. Mir kommt spontan der Gedanke, am nächsten Tag noch vor der Heimreise das Kloster und die Kirche von innen zu besichtigen. Die Strecke führt weiter auf den breiten Dacia Boulevard welcher gleich den untenliegenden Park des Tals der Rosen überbrückt. Bis zum Wendepunkt bei ca. KM 4 steigt die Straße jetzt etwas an. Nach dem Wendebogen mit Zeitmessung ist eine weitere Labestelle eingerichtet. Sie gleicht einem Obstverkaufsstand am Wiener Naschmarkt: unzählige Steigen mit Weintrauben, Ringlotten, Bananen und Orangen Türmen sich hier auf, welche noch bis zur letzten (vierten) Runde genügend Erquickung für die dann verbleibenden 300 Marathonläufer:innen bereitstellen werden. Man bekommt augenblicklich auch eine Ahnung davon, dass der Wein- und Obstanbau in Moldau ein wesentlicher Faktor in der Landwirtschaft ist. Jetzt aber ist hier durch Teilnehmer:innen sämtlicher Laufdistanzen ordentlich was los. Ich lasse die Gelegenheit zur Stärkung aber erst mal aus und freue mich diesbezüglich schon darauf, in den nächsten Runden hier vorbeizukommen. Die relative Herbstwärme des Vortages hat sich am Rennsonntag nicht wiederholt, da anfangs viel Frühnebel und dann abwechselnde Bewölkung die Temperaturen recht erträglich machen. Trotzdem hat der Veranstalter an einigen Stellen Bögen mit feinen Wasserduschen installiert, wo die meisten Läufer:innen auch durchlaufen. Jetzt geht es allgemein auch eine Spur schneller voran, da wir bereits wieder Richtung Start etwas an Höhe verlieren und im Nu komme ich auch schon wieder am Startpunkt vor dem Triumphbogen vorbei. Der Kurs führt jetzt aber noch weiter westwärts, vorbei am Parlament zur Linken und zur Rechten zuerst dem Nationaltheater, dann dem Präsidentenpalast, dann der Verklärungskathedrale Chişinău und noch zur Technischen Universität, wo uns nach KM 7 der nächste 180° Richtungswechsel mit Wendematte wieder zurück zum Start-/Zielbereich schickt.
Damit kann ich auch schon wieder in die zweite Runde starten. Wir befinden uns schon länger wieder ausschließlich auf dem Boulevard Stefan c.M.s.S. und ich genieße den Platz, den man zum Laufen hat, trotz der noch über eintausend Aktiven, die noch über die halbe oder volle Marathondistanz unterwegs sind. So vergeht auch die zweite Runde quasi wie im Fluge, wobei ich mein Kilometer-Tempo in den ersten beiden Runden beständig zwischen 5:20 und 6:00 Minuten halten kann, variierend nur durch die leichten Anstiege. Mit 2h:03‘ bin ich das zweite Mal beim Startbogen durch und die Hälfte habe ich somit bereits hinter mir. Jetzt kommt der i.d.R. für mich zähere Teil, meist nach dem Halbmarathon bis 30 KM. Irgendwie habe ich in all den 22 Jahren meiner „Laufkarriere“ nie ganz gelernt, wie man diesen Abschnitt eines Marathons mental optimal bewältigt. Als kleinen Mentaltrick habe ich mir im Laufe der Zeit zurecht gelegt, mich da bereits schon auf die letzten zehn Kilometer zu freuen und zu fokussieren, die dann eine einfachere und greifbarere Schlussdistanz in einem langen Lauf repräsentieren. So geht also auch die dritte Runde gut über die Bühne und ich kann die angesprochenen letzten zehn Kilometer fast geniessen. Immer wieder werde ich von auf der jeweils anderen Strassenseite entgegenkommenden Marathonis herzlich angefeuert. Das gut sichtbare 100 Marathonclub Austria Emblem auf meinem Laufshirt mag hierzu auch beitragen, aber grundsätzlich fällt auf, daß sich viele Läufer:innen gegenseitig ermuntern, was sonst eher nur bei sehr kleinen familiären Marathons mit wenigen Teilnehmer:inne:n der Fall ist. Die vorletzte Wende in der letzten Runde kommt in Sicht und ich halte nochmals bei der gut bestückten Versorgungsstelle und genieße die Süße von Orangenspalten und einer Pflaume. Die letzten fünf Kilometer liegen noch vor mir und jetzt spüre ich schon die aufkommende Ermüdung, habe Mühe den Pace noch angemessen zu halten. Als ich wieder bei Start-/Ziel vorbeilaufe für die letzte Kehre und die finalen zwei Kilometer kommt dann langsam Freude auf, wieder einen Marathon ganz passabel geschafft zu haben. Mit 04:21:36 Chiptime laufe ich ein letztes Mal über die Matte und nehme mit Stolz die wunderbare Medaille in Goldfarbe zum 10. Jubiläum der Veranstaltung entgegen. In meiner Altersklasse 65-69 reicht es dann doch nur für den 5. Rang, während es in der jüngeren AK60 erstaunlicherweise noch für den zweiten Platz (von 10) gereicht hätte. Es drängt sich einem die Vermutung auf, daß die Läufer in Pension mehr Zeit zum Trainieren aufbringen könnten...
Im Ziel genieße ich ausführlich die erbrachten 42km-Laufleistung und bringe den Flüssigkeitshaushalt sukzessive wieder in Balance. Auf die inkludierte Pasta-Portion verzichte ich ausnahmsweise und begebe mich mit Vorfreude auf eine ausgedehnte Dusche zurück zum nahen Hotel.
Ausklang vor Ort
Das Abendessen in einem der netten Stadtlokale Am Abend nach dem Lauf war natürlich ein hoher Genuss. Das moldawische Bier, ähnlich dem tschechischen, mundete vorzüglich.
Am nächsten Morgen lasse ich mir dann Zeit für ein ausführliches Frühstück und starte anschließend noch auf einen weiteren 10 Kilometer Stadterkundungs-Rundgang, auf dem ich auch das vorerwähnte Mănăstirea Ciuflea zu einer näheren Besichtigung aufsuche.
Fazit
Der Chişinău Big Hearts Marathon ist ein attraktiver Hauptstadtmarathon in einem zu Unrecht bei uns relativ unbekannten Land. Die Organisatoren und lokalen Teilnehmer haben großes Interesse an internationaler Beteiligung und verhalten sich auch äußerst willkommensfreundlich und einschließend. Die Gelegenheit, eine neue Landeshauptstadt im Zuge einer Marathonreise von der D-A-CH-Region aus näher kennenzulernen, lässt sich hier relativ einfach realisieren. Wer besonders an Weinkultur interessiert ist, dem bieten sich in und um Chişinău zahlreiche Möglichkeiten, z.B. bei einem verlängerten Wochenende mehr über die zahlreichen moldauischen Winzer und Weingüter der Region herauszufinden. Zahlreiche Touren werden diesbezüglich überall angeboten.
Wie bereits erwähnt, braucht die Organisation der Veranstaltung keinen Vergleich mit anderen Veranstaltungen dieser Dimension zu scheuen. Hier bekommt das Läuferherz durchaus alles, was es wünscht. Die Finisher-Medaille ist v.a. in der diesjährigen Jubiläumsausgabe sehr edel gehalten. Das inkludierte T-Shirt ist attraktiv, weitere Goodies sind ebenfalls im Starterpaket enthalten.
Die Öffentlichkeitsarbeit des Laufes ist einwandfrei über eine dreisprachige Website und Social Media Präsenz abgedeckt. Gratis Lauffotos von den verschiedenen Bewerben und von allen Marathon Finishern sind kostenlos über Facebook zugänglich gemacht.
Teilnehmer:innen und Siegerzeiten
Frauen:
- Yuliia Tarasova, UKR 02:58:11
- Anatalia Zbirne, MDA 03:04:39
- Anastasia Komleva, MDA 03:22:58
∑ 33 Finisher, 1 DNF ♀
Männer:
- Nicolae Gorbusco, MDA 02:32:56
- Cristian Comerzan, MDA 02:41:16
- Oleg Cazac, MDA 02:41:19
∑ 250 Finisher, 1 DNF, 10 DSQ ♂
∑ 23 Nationen
https://my.raceresult.com/306606/results#0_E5CEED
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2024-JUN-15 – Velebit Trail (CRO) – my Report
Velebit Trail Marathon: Hardcore Trailrunning im kroatischen Karstgebirge
Vorüberlegungen
Mit stetigem Formaufbau seit März d.J. nimmt bei mir auch das Verlangen wieder zu, mal den einen oder anderen Extremlauf ins Laufprogramm einzubauen. Üblicherweise nehme ich da so ein bis zwei „ordentliche“ Bergmarathons ins Jahres-Portfolio mit auf, bei denen es dann um die zweitausend oder mehr Höhenmeter auf der klassischen Marathonstrecke „mitzunehmen“ gilt. Für Juni war ich da schon länger auf die Webseite des Velebit Trail Marathons im Velebit-Gebirge / Paklenica Nationalpark, Kroatien, gestossen, der auf der klassischen 42-km-Distanz mit angegebenen +/- 2.200 HM aufwarten lässt (wie sich später herausstellen wird, sind es de facto mehr). Der Bewerb schien mir gleich attraktiv und zeitlich passend und Voranmeldung ohne sofortige Bezahlung war möglich. Sobald mein Entschluß feststand, hatte ich die 30 € Startgebühr überwiesen und ein Privatapartment in Starigrad-Paklenica gebucht. Anreise musste – wie üblich nach Kroatien leider (fast) alternativlos – mit dem Auto stattfinden.
Anreise am Vortag und erster Eindruck
Die Anreise freitags gestaltet sich problemlos, hatte doch die volle Sommerurlaubs-Saison mit dem starken Nord-Süd Transitverkehr noch nicht eingesetzt (eVignette für Slowenien vorab online gekauft; für Kroatien die Telepass Mautbox für Italien von maut1.de genutzt, was seit 2024 möglich ist). Nach dem check-in im Privatquartier, ein paar Gehminuten entfernt vom kleinen Hafen in Starigrad (nicht zu verwechseln mit Stari Grad auf der Insel Hvar), wo auch am Folgetag der Start des Marathons sein wird, erkunde ich noch den Ort mit seiner kleinen aber feinen Strandpromenade, Badeplätze am Ufer mit Blick über die Meeresbucht auf die gegenüberliegende Halbinsel Pag. Für alle, die bereits am Vorabend die Startnummer in Empfang nehmen wollen, ist dies ab 20:00h im Hafen möglich. Ich genieße vorher noch das übliche Carbo-Loading vor Ort in einem der feinen Pizza-Restaurants mit Terrasse. Das Wetter ist angenehm, für den Folgetag sind 13 Stunden Sonnenschein vorausgesagt, aber mit nur max. 27° C, was für die Jahreszeit und Gegend offensichtlich ein sehr „kühler“ Tag ist, worauf mich auch ein Streckenposten am nächsten Morgen betont aufmerksam machen wird. Die Organisatoren des Bewerbs hatten auch in den Social Media darauf hingewiesen, daß es dieses Jahr nicht die übliche „Hölle“ sein wird (Anm.: Paklenica bedeutet so viel wie „kleine Hölle“) – zumindest was die Temperaturen betrifft. Dennoch hatten sich dann von den insgesamt 56 Vorangemeldeten für den Trail-Marathon doch noch vierzehn abschrecken lassen (DNS), sodass wir verbleibenden 42 Starter:innen letzlich am Freitag um 07:00 h morgens zur kurzen Lauf-Vorbesprechung an der Hauptstraße vor dem Hafen stehen (Ulica Dr. Franje Tuđmana / Stjepan Radić Square).
Samstag – Race Day
Der Race Direktor erläutert auf Kroatisch und kurz auch in Englisch, was wir im Wesentlichen bei der längsten der vier angebotenen Strecken zu erwarten haben. Gleich nach dem Start wird es nach nicht mal einem Kilometer zum NW-Eingang des Nationalparks gehen und von dort in einer riesigen Schleife über praktisch zwei Gebirgszüge wieder retour zum Fuß des Nationalparks auf der Südostseite, dem eigentlichen Haupteingang des Paklenica NP, wo wir dann zum Abschluss noch die letzten zwei bis drei Kilometer bis ins Ziel tatsächlich auf Asphalt laufen werden können. Das dürfte in diesem Moment jedoch noch niemanden interessieren. Alle starren wir fast ehrfürchtig auf den ersten Anstiegsberg vor uns.
Bloß eine Minute nach 07:00 h ist dann auch schon das Startsignal zu vernehmen und es geht eine kleine Strasse rauf durch den Ort, der nach einigen Häusern und Grundstücken am Hang auch schon wieder zu Ende ist. Von da an werden wir die nächsten acht Stunden kaum menschliche Behausungen mehr sehen, von den ganz wenigen Berghütten aus Stein im Gebirge mal abgesehen. Im Nu befinden wir uns auch schon auf dem Trail des Nationalparks, und es geht gnadenlos steil bergauf, direkt hinein ins – praktisch unlaufbare – Karstgebirge. Steinpfade führen uns von Meereshöhe auf ca. 300 m ü.d.M., vorbei am ersten Karstgipfel, dem Veliki Vitrenik (433m), weiter gerade ins Landesinnere Richtung Ramici (Siedlung mit ein paar wenigen Häusern), welche wir nach 6 km auf einem kleineren Hochplateau auf ca. 550 m erreichen und wo sich auch eine wichtige Abzweigung des Trails Richtung SO-Seite des Nationalparks mit seinen berühmten Kletter-Canyons befindet. Der Marathon hingegen führt hier noch weiter nach NW, wo wir nach einem knappen laufbaren Wegstück von ca. einem Kilometer weiter unaufhörlich Höhenmeter akkumulieren müssen. Die zu überwindenden Steinstufen sind mitunter so hoch, dass es ohne Stöcke zusätzlicher Anstrengung bedarf, um hier zügig vorwärtszukommen. Wer sich für die Mitnahme der Stöcke entschieden hat, ist nun definitiv im Vorteil, welcher sich auch später, bei den krassen Abstiegen durch den Wald in der zweiten Hälfte des Marathons ebenfalls bezahlt machen würde.
Erstmals zeigt sich nun auch in der Ferne die höchste Erhebung unserer Strecke, der Voganski Vrh, mit seinen 1.757m der vierthöchste Gipfel Kroatiens und höchste Erhebung im Velebit (höchstes Gebirge des Landes). Mächtig thront er da im bereits gleissenden Sonnenlicht und allen ist bewusst, dass es noch ein verdammt hartes Stück Arbeit sein wird, bis wir den Blick von oben in die Ferne schweifen lassen werden können. Einstweilen bieten sich allerdings auch schon sensationelle Aussichten rundum an. Als „Älpler“ ist man ja einiges gewohnt, aber Canyons, eingefasst von mächtigen Felswänden türmen sich da nacheinander auf, nur um immer wieder gleich durch jähe Abhänge und weitläufigen Dolinen (Karsttrichter) unterbrochen zu werden. Verschiedenste Strauchgewächse nehmen von jenen Stellen Besitz, die zwischen den kargen Karstgesteinsböden noch ausreichend Erdreich anbieten. Nicht umsonst wurde der bereits 1949 proklamierte Nationalpark Paklenica 1978 zum UNESCO Biosphären Reservat erklärt und weiters in 2017 als UNESCO World Heritage Site („Ancient and Primeval Beech Forests of the Carpatiens“) deklariert. Mehr als 1.000 Pflanzenspezies, 260 Vogelarten, 25 Reptilien- und Amphibiengattungen beherbergt die Region, zusätzlich zu 85 Arten von Schmetterlingen, von welchen man einige auch beim Lauf tatsächlich immer wieder zu sehen bekommt. Weiter den Trail aufwärts erkennen wir nach rückwärts blickend, die wieder die grosse Halbinsel Pag und den Starigrad vorgelagerten Meeresarm, der hier ins Landesinnere schneidet. Am Vorabend konnte ich dort, in unmittelbarer Nähe der kleinen Marina von Starigrad, Delphine bei ihrem Abendausflug in die Bucht beobachten. Die Canyons zwischen dem über 1.700 m hohen Gebirge bieten dem trainierten Wanderer ein Trailnetz von 150 Kilometern und 14 Gipfeln zum Besteigen. Wer sich lieber in die Berge hinein begibt, kann dies in vielen der 150 Höhlen tun. Am bekanntesten in der Alpinszene sind aber wohl die 500 Kletterrouten des Nationalparks, wovon viele gut dokumentiert und zum Nachklettern vordefiniert sind.
Beim Marathon nähern wir uns endlich der 1.000 Höhenmetergrenze bei Kilometer 14, und nach weiteren, heftigen Anstiegen auf extrem zerklüfteten Felsgesteins-Pfaden überschreite ich 1.600 m ü.d.M (ca. Kilometer 17), vorbei am Babin Vrh (1.738 m), und erklimme endlich den höchsten Punkt der Strecke, Vojanski Vrh (1.757 m) bei km 19. Frischer Wind sorgt hier für Kühlung. Die Aussicht ist grandios. Richtung Norden fällt eine Felswand einige hundert Meter kerzengerade ab und bildet eine riesige Doline.
Über 4 Stunden bin ich bereits unterwegs, und noch nicht einmal ganz die Hälfte der Strecke ist bewältigt! Später zeigt sich dies auch klar in der Ergebnisliste – nur die ersten sechs Läufer hatten es unter 7 Stunden ins Ziel geschafft! Läuferisch jedoch macht der nachfolgende Streckenteil nun richtig Spaß. Erstmals kann man auch etwas zügiger auf dem wunderschönen Grat laufen, welchem unser äußerst gut markierter Trail nun folgt. Dennoch ist permanent Vorsicht geboten, nicht zu Fall zu kommen. Zu viele Möglichkeiten bieten sich an mit all dem Gestein und Wurzeln am Weg, manchmal nicht sichtbar, weil von Grasbüschen überwachsen. Oftmals stolpere ich während dieses Laufes, zum Glück komme ich aber ohne Sturz bis ans Ziel. Das kann nicht jeder von sich behaupten. Das geforderte Verbandszeug in der Pflichtausrüstung für den Lauf macht allemal Sinn, zumindest für eine etwaige Erstversorgung. Weiter entlang der Baumgrenze laufe ich bei KM 24 unterhalb des nächsten Gipfels, Bili Vrh (1.656 m) vorbei. Der Trail führt ab jetzt stark bergab und ich nähere mich rasch bei KM 28 dem nächsten Check-Point, der Berghütte Planinarsko Kloniste Vlaski Grad auf 1.280 m. Hinter der Hütte gibt es eine Quelle, wo ich meine Wasserflasche mit bestem, eiskalten Frischwasser auffüllen kann. Die Labe-/Wasserstellen sind wie bei vielen Ultra-Trails auch beim Velebit Marathon eher weit auseinander gesetzt und ich hatte deshalb ausreichend Flüssigkeit mitgenommen, auch wenn dies ein wenig Zusatzgewicht bedeutet.
Unser Trail führt nun nach der Hütte extrem steil bergab durch den Wald. Ich bewege mich auf äußerst schwierig zu laufendem Terrain, oftmals mehr Rinnsal als Weg, und für abwärts bewege ich mich eigentlich relativ langsam. Aber zu riskant wäre hier, mehr aufs Tempo zu drücken. Damit wird mir auch bewußt, daß dies mein (zeitlich) längster Marathon werden könnte. Am Schluß stellt sich heraus, dass ich nur für den legendären Sentiero della Grigne Skymarathon in Pasturo (Italien) in 2009 eine halbe Stunde länger benötigt hatte.
Die steile Abwärtspassage beim Velebit währt allerdings nicht allzu lange. Jäh leitet uns der Trail auf der gegenüberliegenden Seite einer massiven Waldschneise wieder steil hoch, und dies nun über durch den Regen der Vorwoche noch sehr rutschige Stellen. Wieder ein Teilstück bei dem ich von der Mitnahme der Stöcke profitieren hätte können. Die permanente Belastung der Beinmuskulatur ist nun schon recht spürbar, nichtsdestotrotz bereitet mir die Schönheit der zu durchlaufenden Natur weiterhin viel Freude und damit Energie. Weiter den Wald hinab gelange ich nach ca. 34 km zur nächsten Berghütte, Planinarsko Kloniste Vlaski Grad (ca. 500 m ü.d.M.). welche ganzjährig geöffnet ist und Übernachtungen ermöglicht. Ab jetzt mündet der Trail in den offiziellen Weitwanderweg des Nationalparks mit endlich mehr als nur einem halben Meter Breite. Ich folge konsequent dem Wanderweg abwärts, der bis zum Park-Eingang entlang des Flusses Velika Paklenica führen wird. Meine Tempobeschleunigung trotz breiteren Weges hält sich dennoch sehr in Grenzen. Viele (Stolper-)Steine mahnen weiterhin zur Konzentration auf die jeweils nächsten Schritte. Auf nunmehr unter 400 m Seehöhe erreichen wir die letzte Schutzhütte, Lugarnica Foresters House, welche auch als Versorgungspunkt herangezogen werden könnte. Ich laufe direkt weiter, aber nicht ohne noch einige Fotos von dem nun sich vor uns entfaltenden Canyon zu machen. Links und rechts des Weges tun sich immense Felsformationen auf. Unter Kletterern gilt dieser Canyon nicht zu Unrecht als Routen-Paradies. Viele Einstiegsstellen haben klingende Namen, wie Winnetou 1, 2, 3, usw. Man kann es sich jetzt gut vorstellen, wie ab 1962 einige der Szenen mancher Winnetou-Filme hier gedreht wurden (Der Schatz im Silbersee, Unter Geiern, Old Surehand, …) und wie etwa Winnetou auf der Felsspitze des einen Canyons seinem Freund Old Surehand auf der anderen Felsformation zuwinkte.
Meine Aufmerksamkeit gilt weiterhin dem steinigen Weg und den vermehrt vom Parkeingang heraufwandernden Touristen. Stundenlang ging es (fast) einsam über Bergpfade und Wald, aber nun nimmt gegen Ende des Trails auch der „Verkehr“ etwas zu. Ich erreiche den Parkplatz vor dem Park und kann das Gefühl des Asphalts unter meinen Sohlen momentan kaum begreifen – fast etwas irritiert laufe ich erstmals ganz ruhig die letzten ca. 3 Kilometer durch den oberen Ortsteil von Starigrad unter hoch stehender Sonne. Und dann kommt auch schon der ersehnte Richtungspfeil, der mich 90° links in die kleine Stichstrasse runter zum Hafen führt. Nach über 9 Stunden Trailrunning laufe ich überglücklich ins Ziel ein und nehme meine schwer verdiente Medaille mit Stolz entgegen. Trotz des hohen Schwierigkeitsgrades dieses Marathons, konnte ich meine Kräfte durchgängig gut einteilen und von Anfang bis zum Schluss die gesamte Strecke in vollen Zügen geniessen. Natürlich freute ich mich auch anschliessend riesig auf das herrliche „Sieger“-Bier als kleine Belohnung.
Ausklang vor Ort
Das Abendessen in einem der netten Strandlokale nach dem Lauf war naturgemäß ein Hochgenuß. Am nächsten Morgen zelebriere ich dann ein ausführliches Frühstück auf dem Balkon unseres Privatquartiers, zusammen mit meinem Sohn, der mich auf dem Kurzurlaub begleitet hatte. Eine kleine Wanderung entlang dem Strand und ein wenig Schwimmen zum Lockern der Muskulatur füllen den Sonntag gut aus. Deshalb mag ich auch Läufe sehr gerne, die bereits am Samstag stattfinden, weil man dann noch den ganzen nächsten Sonntag zum Regenerieren und Genießen hat.
Fazit
Der Velebit Trail Marathon ist ein äußerst schwieriger Bergmarathon. Die Bezeichnung als Traillauf suggeriert fast eine Leichtigkeit, die in kaum einem Abschnitt zu finden ist. Es soll hier klar festgehalten werden, daß dieser Monster-Marathon nur etwas für erfahrene Trail- und Bergläufer:innen ist, die idealerweise auch Ultralauf-Erfahrung mitbringen. Auf der positiven Seite winken als Belohnung „atemberaubende“ Aus- und Einblicke in die Vielfältigkeit und landschaftliche Schönheit des Nationalparks und Biosphärenreservats Paklenica / Velebit-Gebirge. Für wenig Geld wird eine klug durchdachte Streckenführung angeboten, bei der man sich trotz der Weitläufigkeit des Terrains durchgängig gut aufgehoben fühlt. Die Angaben für Distanz und Höhenmeter in der Ausschreibung sind jedoch etwas untertrieben. De facto muss man schon mit 44 KM und fast 2.500 Höhenmetern rechnen.
Die Finisher-Medaille ist einfach gehalten und könnte in Zukunft der läuferischen Anstrengung noch angemessener gestaltet werden. Die Öffentlichkeitsarbeit des Laufes ist schlicht gehalten, aber alle essentiellen Informationen sind auf der einfachen Website des Veranstalters outdoor.hr zu finden. Für den/die versierte:n Trailläufer:in, der/die sich wieder mal gerne einer ordentlichen Herausforderung stellen möchte, ist der Bewerb eine ganz klare Empfehlung. Wem die Marathondistanz mit so vielen Höhenmetern zu lange erscheint, werden alternativ noch drei kürzere Distanzen angeboten (24, 14, 7 km). Die Laufveranstaltung lässt sich sehr gut mit ein paar Tagen Urlaub am Meer verbinden. Starigrad und das nicht weit entfernte Zadar bieten dazu umfangreiche Möglichkeiten.
Teilnehmer:innen und Siegerzeiten
Frauen:
- Matea Grabovica, CRO 06:47:45
- Dijana Janžek, CRO 08:12:30
- Cristina Cirstinoiu, ROU 08:35:57
∑ 8 Finisher, 1 DNF ♀
Männer:
- Karlo Vučinić, CRO 05:46:38
- JiříKřenek, CZE 06:16:16
- Hrvoje Vlašić, CRO 06:16:56
∑ 31 Finisher, 2 DNF ♂
∑ 8 Nationen
https://www.stotinka.hr/hrv/dogadjaj/2208 - Anmeldung, Ergebnislisten
https://www.outdoor.hr/velebit - Ausschreibung
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2024-MAR-03 RUNTALYA MARATONU – mein Report (Werner Kroer)
19. Antalya Marathon: Perfekte Veranstaltung in attraktiver Region
Vorüberlegungen
Mein persönlicher Start in die jährliche Marathonsaison verlief dieses Mal etwas holprig: die beiden letzten Monate des Vorjahres mußte ich regenerationsbedingt ohne Laufen verstreichen lassen und Anfang dieses Jahres konnte ich erst langsam wieder etwas Ausdauerform aufbauen. Mitte Februar fühlte ich mich dann soweit, mal das Wasser wieder bei einem offiziellen Lauf im Wiener Prater zu testen, und war mit den 2h:42 für 28 KM soweit zufrieden, daß ich mir gleich vornahm, nicht mehr lange auf den ersten Marathonstart in 2024 zu warten.
Eine Woche später etwa hätte sich bereits der Jana Bulova Marathon im grenznahen tschechischen Morawske Budejovice angeboten, den ich 2017 ‚entdeckt‘ hatte und der mir als kleine Laufveranstaltung ohne wenig Planungsaufwand meinerseits in angenehmer Erinnerung geblieben war. Kurze Anreise, einfache Nachmeldung, 7 Runden laufen, und das ohne wirkliches Zeitlimit.
Dennoch erschien es mir als etwas zu kurzfristig und so fokussierte ich mich mit der Planung auf das erste Wochenende im März.
Zur Auswahl standen v.a. Bologna, Pafos, Girona, Edinburgh, Antalya und nur theoretisch Tokyo. Die Registrierung via Lotterie für den japanischen 6-Marathon-Majors Kandidaten hatte ich jedoch bereits in 2022 vergeblich versucht, und für einen garantierten Startplatz via Gesamtpaket über die einschlägigen Reisebüros erschien mir das Preis-Leistungs-Verhältnis bisher immer nicht gerade verlockend. Bologna wäre da schon interessanter, aber in Italien bin ich schon oft gelaufen. Pafos ist eine angenehme Urlaubsdestination, aber auch in Zypern hatte ich schon in 2021 den Larnaka Marathon absolviert.
Damit deutete vieles auf Antalya (Türkyie) hin, wo am Sonntag, 3. März 24, der bereits 19. Runtalya Maratonu im Rahmen des Runtalya Lauffestivals ausgeschrieben war.
Anreise
Die Anreiseplanung war denkbar einfach: eine „Billig-Airline“ (deutsch-türkisches Joint-Venture) bietet recht günstige Direktflüge (mit ganz neuen Flugzeugen) zwischen Wien und Antalya an und die Hotelpreise zur Vorsaison sind sowieso fast ein Schnäppchen. Ich buche ein paar Tage im SU-Hotel im Südwest-Zipfel der Kernstadt, von wo aus ich dann am Vor- und Marathontag den ca. 800m entfernten Start-und Zielbereich des Marathons leicht zu Fuß erreichen werde können. Die Wettervorhersage wird ebenfalls täglich besser je näher das Laufwochenende naht – es ist also alles angerichtet für ein ausgedehntes Laufereignis.
Antalya ist zugleich Hauptstadt und Provinz am türkischen Mittelmeer, mit ca. 1,2 Mio. Einwohnern im engeren Stadtbereich und geschätzten 3 Mio. im gesamten Provinzgebiet. Auffällig an der geografischen Lage der Stadt ist ihr 7 km gegen Westen hinausreichender, beeindruckender Strand, der in etwa die Hälfte der gesamten Küstenlinie der Antalya Provinz ausmacht, wohingegen der nach Osten auslagernde Teil der Großbucht sich als 10 m hohe Steilküste darstellt, worüber auch die Altstadt Anthalyas, die Kaleiçi, thront.
Ich fliege am Freitag mittags von Wien weg und komme mit +2 Stunden Zeitverschiebung nach 02:40h Flugzeit bereits abends in Antalya an. Da ich das erste Mal in Antalya bin, habe ich mir vorsorglich einen Taxi-Shuttle vorbestellt, welcher sich um € 30 als regelrechte Luxuslimousine mit ausgebautem Salon-Interieur herausstellt. Die Fahrt vom Flughafen zum Hotel nahe dem Antalya Aquarium dauert bloß eine halbe Stunde bei geschäftigem Abendverkehr. Für die Rückreise werde ich dann ein einfaches Stadtaxi um 20 € nehmen.
Den Ankunftsabend nutze ich noch für einen ersten Sondierungsspaziergang, und genieße gleich mal die angenehmen Temperaturen. Selbst am Abend direkt am Meer kann man de facto nur im Kurzarm-Hemd spazieren gehen. Ich begreife langsam die Dimension dieser schönen Bucht mit ihrem ewig langen Konyaaltı Plajları (Strand), an dessen südwestlichen Ende sich im Hintergrund die beeindruckende Bergwelt des Lykischen Taurusgebirges bis auf 3.000 m aufbaut, deren Ausläufer dann bis an die Marina im äussersten Süden Antalyas heranreichen. Leicht mit dem Taxi oder zu Fuß kann man da auch die Talstation der Tünektepe Teleferik (Seilbahn) erreichen und auf den 605 m hohen Gipfel rauffahren, um eine grandiose Aussicht auf den gesamten Golf von Antalya zu geniessen.
Mein Abendspaziergang am Strand endet in einer Kaffe-Bar, von denen es zahlreiche gibt. Die meisten haben vermutlich gar keine Alkohol-Lizenz und es fällt auf, daß die meisten jungen Leute auch so ihren Spaß haben und den Abend geniessen können. Wer dennoch gerne ein Bier oder auf einen Cocktail gehen möchte, hat trotzdem ausreichend Gelegenheit dazu an der langen Strandpromenade. Als die größte touristische Region der Türkei lässt Antalya hier eben an nichts fehlen.
Am Samstag Morgen, dem Tag vor dem Marathon, gehe ich zu Fuß zur Startnummernausgabe in der Glaspyramide (Cam Piramit) beim Atatürk Kulturzentrum, dem Ausstellungs- und Tagungszentrum von Antalya. Vom Hotel ist dies einfach direkt durch den Antalya Atatürk Kültür Parkı in wenigen Minuten erreichbar. Für den Marathon stehen nur zwei Personen vor mir an der Ausgabe und ich bekomme ohne Wartezeit meine Startnummer. Wirklich anstellen muß ich mich nur für die Ausgabe des T-Shirts und eines Sportrucksacks, welche für die Teilnehmer:innen aller Laufdistanzen gleich ist und an anderer Stelle für alle ausgegeben wird. Nach einer Viertelstunde ist auch das erledigt und ich mache ein paar der obligaten Startnummernfotos vor dem Runtalya Lauffestival Billboard. Auch wurden die Namen sämtlicher Athlet:inn:en auf eine sehr lange Plakatwand affichiert und die Flaggen aller Teilnehmerstaaten ebenfalls daneben. Auch draußen ist der Zugang zum Tagungszentrum mit großen Flaggen aller Teilnehmerstaaten flankiert. Als einziger Österreicher von über 6.000 registrierten Läufer:inne:n in allen Distanzen nehme ich mir natürlich die Minute Zeit für ein patriotisches Selfie-Foto mit unserer Nationalfahne. Der Park rundum der Glasspyramide zeigt schon Bühnen-Aufbauten für die Siegerehrungen nach dem Rennen, sowie die üblichen Stände der Sportartikelaussteller und jener, die für Speis und Trank zuständig sein werden. Auffallend ist, daß der österreichisch-thailändische Getränkehersteller, der allen gerne Flügel verleiht, hier stark vertreten ist. Neben mehreren Marketingfahrzeugen mit den Dosenaufbauten finden sich auch große Geländewagen (Hummer), die am Renntag ordentlich Musik aus den Lautsprechern blasen werden. Auch sind die eigenen Stände und Plakate mit Werbung für den am 5. Mai in vielen Ländern gleichzeitig stattfindenden Wings-for-Life World Run nicht zu übersehen. Offensichtlich ist Antalya auch da der Hotspot in der Türkei für diesen weltweit größten Charity-Run. Ich bin allerdings wie alljährlich für den gleichen Bewerb bereits in Wien gemeldet.
Nach einer kompletten Runde durch den Start-/Zielbereich schlendere ich wieder retour zum Hotel, um das Startpaket im Hotelzimmer zu deponieren und danach auf eine ausgiebige Nachmittagsexkursion in die Altstadt von Antalya aufzubrechen.
Sightseeing am Samstag
Die Kaleiçi (was ursprünglich etwa „innerhalb der Festung“ bedeutet) ist umgeben von engeren Einkaufsstraßen, die die Altstadt vom umgebenden Großstadtbereich mit seinen breiten Boulevards abgrenzen. Historisch waren ja zuerst Hethiter aus dem Kaukasus in die Region Antalya vorgedrungen. Ab dem 9. Jhdt. v. Chr. folgten dann Griechen und Thraker, und schließlich sogar Perser. 135 v. Chr. wurde erstaunlicherweise testamentarisch vom regierenden Attalos II. die Stadt an die Römer weitergegeben. Später folgten noch Byzantiner, Mongolen und Osmanen, welche allesamt markante historische Spuren in der Stadt und Provinz Antalya hinterlassen hatten.
Mein Altstadt-Rundgang beginnt beim berühmten Hadrianstor, dem einzig ganz erhaltenen Einfallspunkt der historischen Stadtumgrenzung und gestaltet sich gemütlich, aber ausgedehnt. Ich schlendere durch viele der kleinen Gassen, wo sich eine Unzahl an unterschiedlichsten Restaurants und kleinen Geschäften finden lassen. Natürlich sind auch einige Moscheen direkt in der Altstadt zu finden, die größeren naturgemäß an deren Randbereichen. In der angrenzenden Atatürk Cd. kaufe ich noch einige der typischen Köstlichkeiten dieser Region, wie Macadamia-, Pekan und Cashewnüsse, sowie das berühmte Lokum in verschiedenen Geschmacksrichtungen – die besten mit reichlich gehackten Datteln, Pistazien, etc., die durch die markante gelartige Masse (praktisch nur Stärke und Zucker) gebunden und mit weiteren Aromen veredelt sind.
Wieder zurück im Hotel genieße ich noch das Abendessen mit dem großzügigen All-you-can-eat-Buffet (um 17 €). Das Hotel hat sogar eine eigene „Pasta-Station“ mit zwei Köchen im Restaurant aufgebaut, um den typischen Carbo-Loading Bedürfnissen von Marathon-Teilnehmer:inne:n nachzukommen.
Sonntag – der Lauftag
Sonntag ist Marathonbewerb. Mit der +2 Stunden Zeitverschiebung bin ich ohne Mühe zeitgerecht aus dem Bett und genieße noch ein kleines Frühstück. Zu viel feste Nahrung vor dem Lauf ist grundsätzlich aber ohnedies nicht meins, und so mache ich mich bald auf den Weg. Da dies alles in wenigen Minuten machbar ist, komme ich bereits früh zum Startbereich und kann beim gerade begonnenen Aufwärmprogramm noch mitmachen. Langsam kommen immer mehr Läufer:innen an. Die meisten Lokalen parken gegenüber dem Sakip Sabanci Bulvari, wo auf der einen Fahrtrichtung der Start für Marathon und Halbmarathon sein wird, beim ausreichenden Parkplatz des Antalya Stadiums. Eine Überführung führt von dort über den Boulevard direkt in den Startbereich. Der Start der einzelnen Distanzen erfolgt in Wellen, um 9 Uhr der Marathon, 15 Minuten später der Halbmarathon und später noch der 10K. Kürzere Distanzen werden zur Gänze innerhalb des Atatürk Kultur Parks gelaufen.
Die Stimmung vor dem Marathonstart ist hervorragend. So wie auch das Wetter. Die Sonne kommt raus und gewinnt rasch an Kraft. Alle freuen sich sichtlich auf den bevorstehenden Lauf von 42,2 Kilometern, fast ausschließlich entlang dem Meer. Riesige Lautsprecherboxen mit aufpeitschender Musik heben zusätzlich den Adrenalinspiegel bei den Athlet:inn:en. Die letzten Läufer:innen begeben sich in die markierte Startbox und das Startauto bringt sich davor in Stellung. Seitlich auf einer Tribüne neben dem Startbogen befindet sich die halbe Stadtregierung, so scheint es mir. Man merkt an vielen Kleinigkeiten, daß ganz Antalya hinter diesem Sportevent steht und eine erstklassige organisatorische Leistung für ihre 19. Durchführung anpeilt. Jetzt wird noch die türkische Nationalhymne lautstark über die Klangwürfel abgespielt und die meisten Einheimischen stimmen vokal mit ein. Ich kenne dieses Prozedere vor allem aus meinen Läufen in den USA.
Punkt 09:00h ertönt dann der Startschuss für die 295 Marathon-Läufer:innen. Die Strecke führt anfangs ca. einen km auf dem Sakip Sabanci Bulvari gegen Osten und macht dann gleich eine Südkurve auf die Konyaalti Caddesi, die bereits entlang dem gleichnamigen Strand Richtung Altstadt verläuft. Weiter geht’s gleich um den Altstadtring auf die Atatürk Caddesi Einkaufsstrasse, wo ich gestern durchs Hadriansstor spaziert bin und hier etwas Proviant eingekauft hatte. Die Atatürk Cd. Ist in der Mitte durch ein Straßenbahngleis und eine Palmenallee getrennt. Der rechte Fahrstreifen ist natürlich am Veranstaltungstag für den Verkehr komplett gesperrt, wie auch ausnahmslos der gesamte Rest der Strecke.
Trotz der viel geringeren Zahl an Teilnehmer:inne:n beim Marathon gegenüber der Halbdistanz, ist die Organisation eindeutig auf eine Großveranstaltung ausgelegt. An allen Kreuzungen stehen Streckenposten und Polizei zur Sicherung der Zufahrtssperren. Dies wird sich in den nächsten 5 ½ Stunden, dem Zeitlimit für den Marathon, auch nicht viel ändern. Wasserstops finden sich alle 2,5 km und es werden jeweils kleine Plastikwasserflaschen ausgehändigt. Man muß also definitiv nichts selbst mittragen. Ausser Wasser gibt es auch noch das Flügelverleih-Getränk an etlichen Labestellen. Orangen, Bananen und ab und zu ein Gel runden das Stärkungsangebot während des Laufs ab. Nach Umkreisung der Altstadt verläuft die Strecke weiter entlang der Küste gegen Osten. Wir passieren den Karaalioğlu und gleich danach den Falez Park, von wo man wieder einen umschweifenden Ausblick auf den Golf von Antalya hat. Wir befinden uns nun konstant 10 m über dem Meer und spulen unsere Laufkilometer mittlerweile auf der Lara Caddesi ab, welcher wir noch länger entlang laufen werden. Nach einer kleinen Bucht mit dem Pirates‘ Beach erreichen wir auch schon die 10-km Marke. Der Blick auf meine Uhr zeigt mir, daß ich mit 56 Minuten wahrscheinlich zu schnell unterwegs bin. Die Anfangseuphorie aufgrund der äußerst positiven Atmosphäre hat mich mühelos das erste Viertel absolvieren lassen. Gleich danach kommt auch schon der Wendepunkt für die Halbmarathon-Läufer:innen, von denen die schnellsten uns bereits seit ein paar Kilometern zu überholen begonnen haben (15 Minuten späterer Start). Jetzt lichtet sich das Läufer:innen:feld und bei Kilometer 14 führt die Strecke kurz weg von der Küstenlinie, um hinter dem Sera Club Hotel Komplex nun die Lara Caddesi zu verlassen und ganz vorne an der Strandpromenade des Lara Plaji entlang bis zum Angel Beach zu laufen. Dort biegen wir bei Kilometer 20 neunzig Grad landeinwärts, wo wir bald wieder auf den Lara Boulevard stoßen und wo auch schon die Marathonwende samt Labestelle eingerichtet ist. Mit 2h:04‘ laufe ich über die Halbzeitmatte und habe weiterhin Bedenken, daß ich das Tempo so nicht ganz halten werde können, habe ich doch in den letzten vier Monaten nur wenige längere Trainingsläufe über 20km absolviert. Dennoch ist der Spaß riesig, wieder voll in einem Bewerb unterwegs zu sein. Ich genieße es einfach, sich in die Langdistanzen quasi hineinzuwerfen und zu sehen, wie sich alles entwickelt über die nachfolgenden Stunden.
Die Strecke führt nun identisch zurück und rasch erreichen wir wieder die mondäne Wohngegend südlich des Flughafens im östlichsten Teil von Antalya. Viele der meist zehn- bis zwanzigstöckigen Wohnhäuser in dieser Gegend haben eine erstklassige Lage mit phantastischer Aussicht auf die Bucht und dahinterliegende Gebirge und unmittelbaren Zugang zum Meer. Ich kann mir nicht vorstellen, daß irgendjemand, der es sich leisten kann, hier in diesem Teil von Antalya seßhaft zu sein, in ein europäisches Land auswandern möchte. Jene Migrant:inne:n kommen mit Bestimmheit aus anderen Gegenden des Landes.
Ich komme weiterhin gut voran, merke aber nach mittlerweile über drei Stunden Laufen, daß ich doch Tempo rausnehmen muß. Bei Kilometer 37 erreichen wir schon wieder die Kernstadt, durchqueren diese und biegen nach weiteren zwei Kilometern wieder in die Konyaalti Caddesi ein, welche uns nach einer letzten S-Kurve auf den Schlußkilometer auf dem Sakip Sabanci Boulevard führt. Der Zielbogen ist in Sicht und ich laufe ohne Sprint in 04:37:35 über die Ziellinie. Sofort bekomme ich eine schöne und prägnante Medaille von 8 cm Durchmesser um den Hals. So gehört sich das! Glücklich begebe ich mich zur Ziel- Verpflegungsstelle, esse etliche Orangen und nehme Wasser zu mir, um Flüssigkeits- und Zuckerspiegel wieder zu stabilisieren.
Dann schlendere ich weiter zum Park des Atatürk Kulturzentrums, wo das Marathon-Village aufgebaut wurde. Es beginnen gerade die Preisverleihungen für den Halbmarathon, welche ich in Ruhe auf einer der vielen Bänke in der Sonne genießen kann. Die Ehrungen für den Marathon werden für eine Stunde später angekündigt. Die Online-Ergebnisse verraten mir aber, daß es mit dem 4. Rang in der AK-65 doch nicht ganz aufs Stockerl gereicht hat. Dennoch höchst zufrieden begebe ich mich weiter Richtung nahem Hotel, wo ich mich bereits auf das ausgiebige und köstliche Abendbuffet freue.
Später gehe ich wieder runter zum 100m entfernten Lavanta Beach und genieße nochmals die Abendstimmung in einer Strandbar am schönen Antalya Golf.
Fazit
Der Antalya-Marathon ist ein top organisierter Laufbewerb mit einer höchst attraktiven Streckenführung. Die Out-and-back Route führt quasi 38 km direkt am Meer entlang und der Rest durch die attraktive Kernstadt. Die Stimmung ist ansteckend fröhlich und positiv. Man merkt an allen Details, daß die Stadt vollständig hinter ihrem Lauffestival steht und eine Erhöhung der Anzahl (v.a.) internationaler Teilnehmer:innen weiterhin angestrebt wird. Die kürzeren Distanzen sind ebenfalls attraktive Bewerbe und so eignet sich das Event auch gut für die Teilnahme von Familien oder Teams und Gruppen mit unterschiedlichen Laufkompetenzen.
Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist ebenfalls hervorragend. Die € 35,-- Startgebühr inkludiert nicht nur ein übliches Lauf-Shirt, sondern auch noch einen praktischen Rucksack. Aufgrund der günstigen Kosten habe ich auch noch das Foto-Paket für € 10,-- dazu bestellt und am Ende unglaubliche 38 Hochauflösungsfotos von meinem Lauf erhalten. Die Finisher-Medaille kann sich ebenfalls sehen lassen.
Teilnehmer und Siegerzeiten
Frauen:
- Maria Kolpakova, RUS 03:07:56
- Homeira Barzegar, IRI 03:17:12
- Olga Luferenko, RUS 03:32:11
∑ 38 Finisher
Männer:
- Akil Samir, MAR 02:20:10
- Yoosuf Ibrahim, MDV 02:29:43
- Dean Sauthoff , DEU 02:32:55
∑ 240 Finisher
∑ 27 Nationen
Zeitlimit: 05 h : 30 min.
Für weitere Bilder von diesem Event siehe auch --> HD-Sports
- Details
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5.-14.8.: Zum unglaublichen neunten Mal hat unser "Serienmarathon-Läufer", Werner Kroer die 9. Auflage der mittlerweile in Europa legendären "10-Marathons-in-10-Days" am Lago d`Orta (Gozzano) in der Provinz Novarra in Italien erfolgreich absolviert. Trotzt noch einiger (abklingender) Hemnisse an der Ferse konnte Werner alle 10 Tage je einen Marathon mit fast 400 Höhenmetern entlang des piktoresken Orta-See Westufers ohne Probleme innerhalb der Zeitlimits absolvieren und erreichte mit einer Gesamtzeit von 61h:34`:39" den ausgezeichneten 15. Gesamtrang bei den Männern (von 29 Finishern) und insgesamt den 19. Gesamtrang von allen 37 Teilnehmern und Teilnehmerinnen, die letztlich die 422 km in 10 Tagen schafften.
Für Werner repräsentiert die neunte erfolgreiche Teilnahme in Orta auch insoferne einen historischen Meilenstein, da er nicht nur alle bisherigen Austragungen dieses Bewerbs in Orta als nur einer von drei ( zusammen mite einer Italienerin und einem Italiener) zu Buche stehen hat, sondern mit 1x 10/10 in Bad Blumau in 2017 auf insgesamt seinen 10. Serien-Marathon Bewerb von 10M-in-10T innerhalb von 10 Jahren als vermutlich erster im Lande verweisen kann.
Wie auch schon in den letzten Jahren, stösst Susanne Marquardt gegen Ende der Mehrtagesveranstaltung zum Laufevent am Ortasee hinzu und läuft an den beiden letzten Tagen jeweils den Halbmarathon (21,1 km / 200 HM) in exzellenter Zeit: am 13.8. in PB (pers. Bestmarke) von 02:14:15 und damit AK W50 4., und am 14.8. in 02:22:54, AK W50 3. Platz.
Auf der Website des Club Super Marathon Italia finden sich zahlreiche weitere Artefakte zur Dokumentation (Videos, Interviews, tausende Fotos, Berichte und Kommentare) von diesem mittlerweile legendären Laufevent.
Am 5. September wurde auch ein Youtube-Interview mit unseren Läufer:in Werner und Susanne mit nachstehendem Begleittext auf der Website des Club Super Marathon Italia verlinkt. Für das Interview Es wurden auch italienische Untertitel automatisch ergänzt (allerdings nicht immer richtig und sinngemäss):
«Mit diesem Artikel setzen wir die Interviews mit den Protagonisten von Ortas 10in10 fort. DIE FILME SIND MIT ITALIENISCHEN UNTERTITELN, ein Teil dieser Interviews wird den in Produktion befindlichen Dokumentarfilm für die zehnte Ausgabe (2024) vervollständigen. Protagonist war unser österreichischer Partner Werner Kroer, der es trotz einer kürzlichen Fersenoperation zum neunten Mal schaffte, die Veranstaltung zu absolvieren. Geboren in Neunkirchen (AT) und lebt südlich von Wien mit seiner großartigen Frau Susanne, die zu Beginn des Interviews begeistert vom Orta-Standort zu sehen ist.
Werner erzählt, wie er von der ersten Ausgabe 2014 erfahren hat, als er zufällig auf einen vom Präsidenten am See gedrehten Film stieß, der die Route beschreibt. In dieser zehn Jahre jüngeren Erstauflage führte er mit der Nummer 34 die Gesamtwertung an. Anschließend wurde er von einem unbeugsamen Daniele Alimonti verdrängt, der mit seiner Frau Angela die Erstauflage gewann. Seitdem gehörte Werner immer die Startnummer 2 und er hat sie über die Jahre hinweg gut verteidigt.
Es zeichnet all die verschiedenen Verbesserungen im Gedächtnis nach, die diese Veranstaltung im Laufe der Jahre einzigartig und zum Bezugspunkt auf der ganzen Welt gemacht haben.
So erinnert er sich an seine neue Erfahrung: Mit der neunten erfolgreichen Teilnahme seit 2014 in Orta im vergangenen August 2023 und mit der Absolvierung des 10/10 in Bad Blumau in 2017 wurden zum 10ten Mal 10/10-Marathons vermutlich als Erster in ÖSTERREICH mit diesem „Rekord“ absolviert.
Natürlich ist es laut Werner nur eine weitere Statistik, die nur wenige interessiert, und mit Gesamtzeiten zwischen 45 Stunden (2014) und 61 Stunden (2023 noch mit etwas Fersenhandicap) ist das nichts Überragendes.
Aber was es darstellen kann, ist das 10-in-10-Format selbst, das seiner Meinung nach noch viel Potenzial hat. Vor Orta 2014 war das „Pack of Ten“ praktisch nur im Vereinigten Königreich bekannt – siehe 2017 Orta vs. Barrow – Marathonserien gehen in Serie!. Jetzt sehen wir weitere 10/10 Veranstaltungen in Italien, Großbritannien, Deutschland, Indien, Schweiz usw.
Für Vergleiche bietet sich die klassische Marathondistanz als Basisdistanz ja sehr gut an; seit einiger Zeit gibt es in Orta aber auch eine erste 10 x 50k-Alternative. Auch mit 20/20 experimentiert man fleißig.
Vielleicht gibt es sogar noch einmal ein neues Mega-Marathon-Ranking, das - wie die bekannte Liste mit >300 einzelnen Marathons/Ultras - dann die Anzahl der 10/10er und die Zeitspanne, in der sie gelaufen wurden, zusammenfasst.»
zum_Interview - Orta 10in10 SUSANNA E VERNER KROER Day 9 13-8-2023
Ergebnislisten - Orta 10in10 2023
Alle Videos - Orta 10in10 2023
Weitere Interviews - Orta 10-in-10 2023
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2.-11. 7. (FR-SO) 2021: Seit 2017 organisiert der MSC Rogner Bad Blumau erfolgreich eine Serienmarathonveranstaltung, die in Anlehnung internationaler Formate (zB. Orta/Gozzano ITA; Barrow/St.Edmunds UK), zehn Marathons in zehn aufeinanderfolgenden Tagen vorsieht [siehe auch: Berichte/803-2017 ].
Während letztes Jahr Covid-19-bedingt "nur" ein 3-in-3+1 stattfinden durfte, konnte man dieses Jahr wieder auf das urprüngliche Format der 10 x 42,2km zurückgreifen.
Die Veranstaltung stand wettermäßig unter einem äußerst guten Stern - sprich 9 Tage mit prallem Sonnenschein und nur am letzten Tag ein paar Wolken, die sich mittags auch wieder auflösten. Zum Laufen sind jedoch Temperaturen um die 30° C eine zusätzliche, nicht ganz einfach zu bewältigende Herausforderung. Nichtsdestotrotz konnte das unsere Teammitglieder Ulrike Helm, Thomas Minarik und Werner Kroer nicht vom Start und guten Leistungen abschrecken. Wie immer, waren auch Lauffreunde aus Italien vom Club Supermarathon Italia zur Teilnahme angereist, und am Wochenende konnten mit einzelnen zusätzlichen Einzelstartern mehrmals mehr als 30 Finisher verbucht werden. Ausgezeichnete Laufleistungen (am ersten Wochenende auch noch ergänzt mit einem 6h/12h/24h-Laufbewerb auf gleicher Strecke), viel Stimmung und Laufspaß waren durchwegs die hervorstechenden Merkmale dieses gut organisierten Bewerbes.
Nachstehend die Ergebnisse unserer Mitglieder:
Ulrike Helm konnte am 8. Veranstaltungstag (eine Woche nach ihrer Teilnahme am Traunsee Bergmarathon 35K) ihren bislang ersten Marathon erfolgreich ins Ziel bringen, und diesen in einer Zeit von 04:36:35 als 1. in der Damenwertung (gesamt 8.von 30 TeilnehmerInnen) als persönliche Bestleistung ins Laufgeschichtsbuch aufnehmen. Dies bedeutet auch aktuelle Vereinsbestleistung bei den Damen für die Marathondistanz. Wir gratulieren herzlich!
Thomas Minarik absolvierte ebenfalls am 8. Veranstaltungstag seinen bislang neunten Marathon erfolgreich in einer Zeit von 04:05:52 und erreicht damit als insgesamt Dritter das Stockerl.
Werner Kroer entschied sich arbeitsbedingt für "nur" je 3 Marathons jeweils von Freitag bis Sonntag an beiden Wochenenden. Seine Zeiten in Reihenfolger der Marathons: 04:55:42 / 05:14:08 / 05:16:22 / 05:14:25 / 05:08:11 / 04:55:18.
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SA., 22.8.: Erstmals wurde von der Austrian Trailrunning Association eine SkyMarathon Trailrunning Bewerb der Superlative in Saalbach (Szbg.) organisiert. Neben einem Vertical-Lauf (am Sonntag) wurde bereits am Samstag ein 27 km Sky-Trail (über 6 Gipfel) und auch der Königsbewerb des "13-Summit-Sky-Marathon" über 46 km mit 3.500 zu akkumulierenden Höhenmetern über 13 Summits (Gipfel) in der Saalbacher Bergwelt durchgeführt. 80% der Strecke war über der Baumgrenze zwischen 1.900 und 2.300 m ü.d.M. zu laufen. Unser Mitglied Werner Kroer war erfolgreich auf Finisher-Kurs, als nach bereits 8,5 h Laufzeit (offizielle Cut-off Zeit wäre 12h:30 gewesen) und 3.100 zurückgelegten Höhenmetern, Unwetter hereinbrachen und die Rennleitung das Rennen leider zeitlich verkürzen und abbrechen mußte. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich etwa 60% der Starter im oder nahe dem Ziel und konnten regulär gewertet werden, während die restlichen 40% der Sky-Runners sogleich von ihrem jeweiligen Standpunkt den unmittelbaren Abstieg ins Tal in Angriff nehmen mussten. Werner suchte zusammen mit einem Laufkollegen aus Deutschland den nächstbesten Abstiegstrail, nachdem sie bereits 11 der 13 Gipfel erfolgreich erlaufen hatten, und konnten so sicher ins Tal gelangen. Starker Nebel, Gewitter (!) und Regenschauer hatten mittlerweile rasch und stark zugenommen und bestätigten so die Entscheidung der Organisatoren als absolut richtig. Werner erreichte nach 10h:58 Min. wieder unversehrt das Ziel in Saalbach. Auch samt der Verkürzung/Abbruch eine beachtenswerte Leistung auf dieser höchst anspruchsvollen Sky-Marathon-Route, die sich international durchaus sehen lassen kann.
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3.-5. 7. (FR-SO) + SO 12.7.2020: Seit 2017 hat der MSC Rogner Bad Blumau erfolgreich eine Serienmarathonveranstaltung organisiert, die in Anlehnung internationaler Formate (zB. Orta/Gozzano ITA; Barrow/St.Edmunds UK), zehn Marathons in zehn aufeinanderfolgenden Tagen vorsieht.
[siehe auch: Berichte/803-2017 ]. Dieses Jahr kam alles anders, wie bei vielem! Mit großer Unsicherheit bezüglich der unklaren Lage bei den Covid-19 Regelungen für Sportveranstaltungen wagte der MSC Rogner den Sprung ins kalte Wasser und hielt an einer geänderten, verkürzten Veranstaltung für die begeisterte Marathon-Laufgemeinde fest.
"Aus 10in10 wird 3in3+1" wurde auf in der Ausschreibung auf der Veranstalterwebsite bekundet, und daran hielt man bis zum Schluß fest, immer in Beobachtung und Anpassung der beliebten Laufveranstaltung an die sich jeweils ändernden Regelungen.
Vom 3.-5. Juli fanden somit die ersten 3 Marathons (je 42.5km), jeweils mit Start um 08:00h morgens statt. Am zweiten Tag wurden auf der ca. 3 km-Runde durchs Ortszentrum Bad Blumau's und entlang des Safeflusses auch noch ein 24h-/12h-Ultralauf mitdurchgeführt. Am folgenden Wochenende fand dann sonntags noch der "Extra-Tag" mit ebenfalls einem Marathon (42.2 km) auf der aus den Vorjahren bewährten, längeren Runde durch das Areal des Thermenparks statt. Neben ca. über 20 österreichischen Teilnehmer/Innen pro Tag, gab es auch rege Beteiligung unserer Lauffreunde des Club Super Marathons Italia (in etwa das italienische Pendant zum 100 Marathonclub Österreich), die ja nach wie vor mit großen Veranstaltungs-Restriktionen leben müssen.
Werner Kroer konnte alle 4 Marathons mit viel Laufvergnügen finishen; seine Zeiten in Reihenfolger der Marathons: 04:27:26 h / 04:53:27 h / 05:11:16 h / 04:32:31 h. In der AK M-60 bedeutet das jeweils den 2. Rang, am Tag 4 sogar den ersten (jeweils 7 - 9 Teilnehmer in M-60).
Susanne Marquardt konnte am 4. Veranstaltungstag ihren bislang dritten Marathon bestreiten, und diesen in einer Zeit von 05:56:21 als 2. in der Damenwertung (gesamt 25.von 36 Teilnehmern) als persönliche Bestleistung ins Laufgeschichtsbuch aufnehmen. Dies bedeutet auch aktuelle Vereinsbestleistung bei den Damen für die Marathondistanz. Wir gratulieren herzlich!
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3.-12-8.: "10-Marathons-in-10-Days" - Lago d'Orta. Zum bereits sechsten Mal - und damit bei jeder bisherigen Durchführung dieses Events - nimmt Vereinsobmann Werner Kroer am internationalen Marathon-Serienbewerb in Gozzano teil und beendet die 10 Marathons innerhalb 10 Tagen am Ortasee (Novara, ITA) erfolgreich.
Ebenso wie im Vorjahr reist unser Mitglied Susanne Marquardt für die letzten 3 Tage an den Ortasee und läuft dort am 8., 9. und 10. Tag des Serien-Bewerbs jeweils einen Halbmarathon.
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4.-13-8.: "10-Marathons-in-10-Days" - Lago d'Orta. Zum fünften Mal nimmt Vereinsobmann Werner Kroer am internationalen Marathon-Serienbewerb in Gozzano teil und beendet die 10 Marathons innerhalb 10 Tagen am Ortasee (Novara, ITA).
Ebenso reist unser Mitglied Susanne Marquardt für die letzten 3 Tage ebenfalls an den Ortasee und läuft dort am 8. und am 10. Tag des Serien-Bewerbs einen Marathon und Halbmarathon.