• Start um 5 Uhr frühStart um 5 Uhr früh

Donauinsel, Floridsdorfer Brücke, es ist 5 Uhr, bei ebensovielen Minusgraden. Im Laternenschein strahlen die weiß angezuckerten Wege und Wiesen, die Donau fließt ruhig vor sich hin, über die Neue Donau beginnt sich eine dünne Haut aus Eis zu legen. Drei Lauffreunde steigen aus einem Kleinwagen, schultern ihre Laufrucksäcke, posieren für ein Foto und verabschieden sich von ihren Begleiterinnen. Dann verschwinden sie laufend Richtung Norden..

Seit knapp zwei Jahren kreiste die Idee in meinem Kopf: ein Lauf rund um Wien, der die schönsten Laufstrecken am Wiener Stadtrand verbindet. Stück für Stück fügten sich die Streckenabschnitte auf meinem tischgroßen Wienplan zusammen, bis auch die letzten Lücken geschlossen waren. Meiner Einladung zur Pilotausgabe von "rund um wien" als Trainingslauf folgten meine Marathon-des-Sables-Zeltkollegen Uwe aus Tübingen und Thomas aus Stuttgart, um die Verpflegung kümmerten sich unsere "besseren Hälften" Marcela und Ulrike.

  • Verpflegung Esslinger FurtVerpflegung Esslinger Furt

Mit Sonnenaufgang treffen wir beim ersten Checkpoint in Aderklaa ein. Der Marchfeldkanalweg liegt hinter uns, ebenso wie drei unsanfte "Absitzer" (1x Uwe, 2x ich) auf zugefrorenen Pfützen. Die ersten Bestellungen an unserer mobilen Verpflegsstelle sind "dicke Suppe", "dünne Suppe", "Tee" und "Weißbrot", alles bestens vorbereitet.

Während uns auf dem nächsten Kilometer Richtung Süden linkerhand die Sonne als oranger Ball begleitet kämpfen wir mit gefühllos gefrorenen Fingern und dem eisig-rutschigen Terrain. Bis zum nächsten Kurzhalt in der Esslinger Furt wird mein Trainingsrückstand deutlich. Einen Riegel "lutschend" überlege ich, wie ich ein Fahrrad organisieren könnte, um Uwe und Thomas den Weg bis ins Ziel zu weisen, schließlich rettet mich die nächste Bestellung aus dem Kofferraum: "dicke Suppe", "dünne Suppe", "Weißbrot", "Banane" und "heißes Wasser" um die Trinkflasche am Bauchgurt wieder aufzufüllen.

Die Stimmung ist bestens, auch bei Marcela und Ulrike, die ohne Ortskenntnis die vereinbarten Checkpoints mit Hilfe von Navi und Stadtplan punktgenau anfahren und den Überblick über die 8 Thermosflaschen, 2 Wärmeboxen und zahlreichen weiteren Körbe und Päckchen im Kofferaum und auf der Rücksitzbank bewahren. Hier, am Eingang in die Lobau begegnen uns auch erstmals mehrere Frischluftfreaks: Nordic WalkerInnen, LäuferInnen und Familien, die den Vormittag für einen Spaziergang nutzen.

  • Waluliso-Steg in WinterruheWaluliso-Steg in Winterruhe

Bereits am Vorabend hatte ich mich für den einfachsten Weg durch die Lobau entschieden; jedesmal, wenn ich hier war, hatte ich den Ausgang zum "Waluliso-Steg" über die Neue Donau suchen müssen und auch heute klappt es nicht auf´s erste Mal ... eine Kleinigkeit im Vergleich zur nun kommenden Überraschung: Der Steg liegt - offensichtlich in Winterruhe - in Teilen zerlegt im Eiswasser ... nach kurzer Beratung fordern wir unser Verpflegungsmobil an und lassen uns ans andere Ufer beim Kraftwerk Freudenau bringen.

Während wir auf den ersten Marathon zulaufen, werden meine Beine immer härter und schwerer, der Blick in die kleinen Wellen der Schwechat und später der Liesing bringen ein wenig Ablenkung, hauptsächlich habe ich aber Uwe und Tom vor mir im Blick, die ihr Tempo scheinbar immer noch nach Belieben variieren können. Um die beiden durch die späteren Waldpassagen führen zu können steige ich bei ca. km 55 ins Auto und laufe bis zum Gütenbachtor nur stückweise auf den schwieriger zu findenden Passagen. Uwe und Tom halten durch, obwohl die Kälte zunehmend zehrt.

  • Verpflegung in SichtVerpflegung in Sicht
  • Ulrike sorgt am Gasherd für warme SuppenUlrike sorgt am Gasherd für warme Suppen

Vor der Route um den Lainzer Tiergarten wird wieder ordentlich verpflegt. Mittlerweile finden wir Gefallen an Schokokuchen, Nüssen und Bananen, für mich bleiben die Suppen allerdings klarer Tagesfavorit. Nach der Pause und dem ca. 7 km-Dispens geht es mir wieder deutlich besser, auch wenn der Boden wieder schwieriger wird: Ein uneben-ruppig, eisiger Feldweg mit den bereits bekannt spiegelblanken Pfützen, bevor es auf die etwas weicheren Waldpassagen durch den Diebsgraben geht. Beim Blick über den Laabersteig Berg beginnt sich schließlich die Sonne zu verabschieden, am Abstieg zum Glasgraben - für mich eine der schönsten Passagen - kommt die Stirnlampe wieder zum Einsatz. Die Temperaturen sinken nochmals - wir diskutieren über "gefühlte minus 14°C" - die Eisplatten unter dem frisch aufgezuckerten Schneepulver werden immer schlechter lesbar...

Beim nächsten Checkpoint in Auhof wird nicht lange diskutiert. Wir lassen es für dieses Mal sein und beenden nach ca. 12 Stunden und rund 80 km (ca. 3/4 der geplanten 105 km) unseren Trainingslauf "rund um Wien".

  • 100 km rund um wien100 km rund um wien
Fazit:

  1. Kälte zehrt!
  2. Man muss wissen wann man aufhört.
  3. Auch 3/4 sind nur eine halbe Sache.

Danke an Marcela und Ulrike, unser perfektes Betreuerteam!

PS: das nächste Mal gibt's "Rund um Wien" im August 2009, voraussichtlich ab 20xx als offen ausgeschriebener Ultralauf.

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